Karl Lenz, Marina Adler:
Geschlechterverhältnisse.
Einführung in die sozialwissenschaftliche Geschlechterforschung Band 1.
Weinheim u.a.: Juventa Verlag 2010.
264 Seiten, ISBN 978-3-7799-2301-5, € 21,00
Karl Lenz, Marina Adler:
Geschlechterbeziehungen.
Einführung in die sozialwissenschaftliche Geschlechterforschung Band 2.
Weinheim u.a.: Juventa Verlag 2011.
292 Seiten, ISBN 978-3-7799-2302-2, € 23,95
Abstract: Karl Lenz und Marina Adler orientieren sich in ihrem zweibändigen Lehrbuch zur sozialwissenschaftlichen Geschlechterforschung an der etablierten Unterscheidung zwischen Makro- und Mikrosoziologie. Im ersten Band werden theoretische Perspektiven der Geschlechterforschung und unterschiedliche Zusammenhänge zu Kultur nachgezeichnet sowie zentrale Themenfelder einer Sozialstrukturanalyse der Geschlechterordnung fokussiert, nämlich Recht, Politik, Bildung und Arbeit. Im zweiten Band stehen neben der Sozialisation ausgewählte Erträge der mikrosoziologischen Geschlechterforschung im Zentrum, nämlich Körper, Sexualität, persönliche Beziehungen, Devianz und Gewalt. In dieser überfälligen, informativen, sorgfältig recherchierten, aber auch vergleichsweise traditionellen und empirisch orientierten Einführung wird die Geschlechterforschung zwar in einer breiteren Diversity-Forschung verortet, das Verhältnis von Diversität und Geschlecht leider aber nicht reflektiert.
Seit einiger Zeit greifen Bemühungen um sich, die Erkenntnisweisen, -werkzeuge und -ergebnisse der Geschlechterforschung in Einführungen und Lehrbüchern kompakt zu bündeln und so Studierenden, aber auch anderen Interessierten einen Einstieg in dieses sich stetig erweiternde und vertiefende wissenschaftliche Feld zu ermöglichen.
Auch der Soziologe Karl Lenz von der Technischen Universität Dresden und die Soziologin Marina Adler von der University of Maryland (USA) stellen sich der Herausforderung, Neulingen „einen Zugang zu dem breiten Feld der Geschlechterforschung aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zu eröffnen und einen Einblick in zentrale Forschungsfelder zu geben“ (Band 1, S. 9). Der thematischen Breite der Geschlechterforschung begegnen sie mit einem zweibändigen, in transatlantischer Kooperation entstandenen, Lehrbuch für den deutschen Markt.
Die in der Einleitung angesprochenen „Besonderheiten der amerikanischen Diskussion“ (Band 1, S. 13), die in die jeweiligen Kapitel einfließen sollen, bleiben jedoch leider überschaubar. Auch die Konzeption der Bände orientiere sich „stark am Vorbild amerikanischer Lehrbücher“ (ebd.). Ob nun amerikanisch oder deutsch: Didaktisch gelungen wird in der Einführung mit dem Einbezug von Beispielen, der direkten Ansprache der fiktiven Leser/-innen durch Gedankenexperimente, einer durchweg verständlichen und flüssigen Sprache und zusätzlichen Informationen in sogenannten Boxes gearbeitet. Jedes Kapitel schließt mit einer Auflistung von Schlüsselbegriffen, Diskussionsfragen und Hinweisen auf weiterführende Literatur sowie zumeist relevante Internetquellen. Allerdings wäre es hilfreich gewesen, wenn die Schlüsselbegriffe in einem Glossar gebündelt worden wären.
Lenz und Adler lassen keinen Zweifel daran, dass „die Geschlechterthematik ein zentrales Arbeitsfeld der Sozialwissenschaften ist“ (Band 1, S. 10). Wohl wissend, dass es diesbezüglich in den Sozialwissenschaften noch Leerstellen und Rezeptionssperren gibt, zielen sie zugleich auf die „Verstärkung einer geschlechtersensiblen Perspektive in diesen Disziplinen“ (ebd.). Ausgesprochen inkonsistent erweist sich die Konzeption beider Bände im Hinblick auf die Bestimmung „dieser Disziplinen“, die zwar im Untertitel des Lehrbuchs erwähnt sind, eigentlich aber nur zur Ergänzung des soziologischen Fokus herangezogen werden.
Inhaltlich vorgestellt werden neben einigen Einsprengseln aus Ethnologie, Psychoanalyse, Medizin, Kriminologie sowie Geschichts-, Gesundheits- und Sportwissenschaft vor allem Erkenntnisse der Soziologie. Nur diese findet auch in den wissenschaftstheoretischen und -kritischen Erörterungen explizite Erwähnung, wie die Überschrift des entsprechenden Unterkapitels unmissverständlich verdeutlicht (Band 1, Kapitel 1.3: „Von der Geschlechterblindheit der Soziologie zur Soziologie der Geschlechter“). Suggeriert wird über beide Bände hinweg, dass (sozialwissenschaftliche) Geschlechterforschung eigentlich Geschlechtersoziologie ist.
Verstärkt wird der Eindruck, dass es in dem zweibändigen Lehrbuch eigentlich um die Inskription der Geschlechterforschung in die Soziologie geht, noch durch die methodologische Entscheidung, Band 1 und Band 2 entlang der etablierten Trennung zwischen Makro- und Mikrosoziologie voneinander abzugrenzen. „Der vorliegende erste Band umfasst, neben den Grundlagen der Geschlechterforschung Themenfelder, die vor allem aus einer makrosoziologischen Perspektive betrachtet werden. Die Dominanz dieser Perspektive wird mit dem Titel ‚Geschlechterverhältnisse‘ angezeigt. Der zweite Band mit dem Titel ‚Geschlechterbeziehungen‘ greift dann primär Themen aus einer mikrosoziologischen Perspektive auf […]. Mit Makro- und Mikrosoziologie wird eine in der Soziologie gängige Unterscheidung der Arbeitsfelder aufgegriffen.“ (Band 1, S. 11 f.) Das mag funktional sein und wird von Lenz und Adler „primär organisatorisch[]“ (Band 2, S. 8) begründet. Innovativ ist es nicht, weder für die Soziologie noch für die Geschlechterforschung.
Darüber hinaus scheint es ja doch eher um die Integration von Makro und Mikro zu gehen, denn als „primäre[n] Gegenstand der Geschlechterforschung“ (Band 1, S. 11) machen Lenz und Adler die Geschlechterordnung aus, nicht aber die Geschlechterungleichheiten. Die Geschlechterordnung verbinde die Makro- und Mikroebene: „Unter Geschlechterordnung soll die Gesamtheit des Arrangements der Geschlechter verstanden werden; es schließt das Geschlechterhandeln, die Geschlechteridentitäten, -beziehungen und -verhältnisse ebenso ein wie die Geschlechterbilder, -charaktere, -stereotype, -normen und -wissen.“ (Band 1, S. 26) Der Begriff der Geschlechterordnung kann nach Lenz und Adler sogar das eventuelle Verschwinden der Geschlechterungleichheit überdauern. Demnach ist eine geschlechteregalitäre Gesellschaft denkbar, nicht aber eine geschlechtslose.
Beide Bände des Lehrbuchs enthalten neben knappen Einleitungen fünf nahezu gleich umfangreiche Kapitel, die sich sämtlich durch sorgfältige Begriffsarbeit, gründliche Recherchen und solide Empirie auszeichnen. Der Autor und die Autorin sind sichtlich bemüht, einen informativen Überblick über die jeweiligen Themenstellungen zu geben.
Im ersten Kapitel von Band 1 widmen sie sich den theoretischen Perspektiven der Geschlechterforschung. Unbedingt für den Einsatz in der Lehre zu empfehlen ist der Abschnitt „Grundbegriffe der Geschlechterforschung“ (Kapitel 1.2), der eine sinnvolle und nachvollziehbare Ordnung in das inzwischen umfangreiche Begriffsgebäude bringt und griffige Definitionen liefert. Auch der Abschnitt „Vom Sex-Gender-Modell zum Konstruktivismus“ (Kapitel 1.4) ist insbesondere für diejenigen hilfreich und klärend, die einen Kompass durch den Dschungel der verschiedenen konstruktivistischen Ansätze in der Geschlechterforschung benötigen.
Im zweiten Kapitel stehen sehr unterschiedliche Zugänge zum Zusammenhang von „Kultur und Geschlecht“ im Zentrum. Neben Ausflügen in die ethnologische und die historische Geschlechterforschung werden Frauen- und Männerbilder in den Medien und der Werbung analysiert sowie „Sprache als kulturelles System“ (Kapitel 2.5) gefasst.
In den übrigen drei Kapiteln des ersten Bandes werden verschiedene Themenfelder einer Sozialstruktur der Geschlechterordnung in den Blick genommen. Historisch aufmerksam finden sich hier Rückblicke beispielsweise in die Weimarer Zeit und eine konsequente Berücksichtigung empirischer Unterschiede zwischen der DDR und der alten Bundesrepublik. Gleichwohl folgt der geopolitische Fokus, abgesehen von einigen Schlaglichtern zum europäischen Vergleich, zur USA oder auch auf die globale Ebene, wesentlich einem methodologischen Nationalismus.
Recht und Politik stehen im dritten Kapitel im Fokus. Es wird die Gleichberechtigung als Rechtsnorm und die Gleichstellungspolitik der BRD behandelt, der Vergleich verschiedener Wohlfahrts- und mit diesen verbundenen Geschlechterregime beleuchtet und schließlich der Stellung von Frauen in politischen Machtpositionen bzw. ihrer Partizipation im politischen System nachgegangen.
Im vierten Kapitel betrachten Lenz und Adler die Bildung. Einem konventionellen Bildungsbegriff folgend werden hier das allgemeinbildende Schulsystem, das Berufsbildungssystem und das Hochschulsystem getrennt beleuchtet. Hier wie auch im den ersten Band abschließenden fünften Kapitel, in dem es um Arbeit geht, wird in überwiegend deskriptiven Analysen das dem Buch zugrunde liegende Verständnis der Geschlechterordnung als „Stratifikationssystem“ (S. 26) ausbuchstabiert. Zwar werden verschiedene Arten der Arbeit differenziert, nämlich Erwerbs- und Sorgearbeit, doch handelt das Gros dieses Kapitels, wie in der traditionellen Sozialstrukturanalyse üblich, nur von verschiedenen Aspekten der Erwerbsarbeit und -beteiligung sowie der horizontalen und vertikalen Segregration des Arbeitsmarkts.
Während sich der erste Band mit Formen der Vergesellschaftung befasst, sollen im zweiten Band Formen der Vergemeinschaftung, Interaktionen und persönliche Beziehungen sowie subjektbezogene Fragen im Mittelpunkt stehen. Diese verschränken sich aber immer wieder mit sozialstrukturellen Perspektiven, so dass zu fragen ist, inwiefern sich die organisatorische Trennung der beiden Bände in die Makro- und die Mikroperspektive als zielführend erweist.
Den Einstieg in den zweiten Band liefert im ersten Kapitel die Auseinandersetzung mit der Sozialisation. Neben einigen Grundlagen der Sozialisationsforschung werden ausgewählte Positionen vorgestellt: die Psychoanalyse Sigmund Freuds, deren zeitgenössische Rezeption sowie ihre Aufnahme in der Geschlechterforschung durch Nancy Chodorow, die durch Carol Gilligan ausgelöste Debatte über eine weibliche Moral, konstruktivistische Herausforderungen sowie die Sozialisation durch Medien und Militär, wobei insbesondere die Abschnitte zum Militär gegenüber herkömmlichen Darstellungen zur Sozialisation die Perspektive erweitern. In Bezug auf die psychoanalytische Sozialisationsforschung vermisst man etwa Hinweise auf die in der Geschlechterforschung einflussreiche strukturalistische Psychoanalyse durch Luce Irigaray, Julia Kristeva und Luisa Muraro, aber auch auf weitere Facetten der Objektbeziehungstheorien, etwa von Jessica Benjamin.
In den Kapiteln 2 bis 5 des zweiten Bandes werden ausgewählte Erträge der Geschlechterforschung in verschiedenen mikrosoziologischen Teilbereichen in den Blick genommen. Der Körper als „starker Beweis für die Geschlechtlichkeit des Menschen“ (S. 13) wird im zweiten Kapitel fokussiert. Hier geht es neben Schönheit, Reproduktion, Behinderung und Alter um Krankheiten und Gesundheit. Im dritten Kapitel stellen Lenz und Adler Forschungsergebnisse zu Beziehungsformen und zu heterosexuellen und gleichgeschlechtlichen Zweierbeziehungen vor und thematisieren Fragen der Sexualität und der sogenannten sexuellen Revolution seit den 1960er Jahren.
Um Familien als generationenübergreifende persönliche Beziehungen geht es im vierten Kapitel. Wohltuend gegenüber dem in der Familiensoziologie noch immer vorherrschenden traditionellen Familienbegriff ist ein hier entfaltetes Verständnis von Familie, das sich von biologistischen Vorstellungen frei macht. Eingegangen wird auch auf die Familiengründung, die breit problematisierte Geburtenentwicklung, auf soziale Praktiken der Mutter- und Vaterschaft und auf die andauernden Schwierigkeiten, Familie und Beruf zu vereinbaren.
Das fünfte Kapitel handelt schließlich von Geschlechterunterschieden und geschlechtsspezifischen Mustern in Bezug auf Devianz, Delinquenz und Gewalt. Empirische Befunde aus der Polizeilichen Kriminalstatistik und zum Gewalthandeln von und gegen Frauen und Männer(n) stehen hier neben der Erörterung von Erklärungsansätzen für die Geschlechterdifferenz und Geschlechterperspektiven in Bezug auf den Rechtsextremismus.
Dass eine geschlechtergerechte Welt nicht die einzige Möglichkeit für die Zukunft der Geschlechter darstellt, zeigen Lenz und Adler am Schluss des zweiten Bandes. Hier diskutieren sie zunächst vier Szenarien zur „Zukunft der Geschlechterordnung“ (Kapitel 6.1), nämlich die Fortdauer der Geschlechterungleichheiten mit langsamen Veränderungen, das Zurück zur Geschlechterpolarisierung in Gestalt eines „Backlash“, den Weg zur Geschlechtergerechtigkeit und schließlich die insbesondere im Umfeld systemtheoretischer Ansätze um sich greifende Strategie des „Degendering“, im Zuge derer die Vergeschlechtlichung an sich in Frage gestellt würde. Nach Lenz und Adler haben diese Alternativen „nicht unbedingt die gleichen Chancen aufzutreten und könnten sich in verschiedenen Teilen der Welt simultan ausbreiten“ (S. 230).
Mit dieser Einschätzung rücken sie dann, auf den letzten Seiten des zweiten Bandes, auch andere Teile der Welt hinsichtlich des dort gegenüber Deutschland „noch viel extremer[en]“ (S. 241) Machtgefälles zwischen den Geschlechtern in den Blick. Ausgehend von der Auffassung, dass es eine der Aufgaben sozialwissenschaftlicher Geschlechterforschung sei, diese Ungleichheiten zu dokumentieren, werden schließlich „‚gender-sensitive‘“ (S. 242) Messinstrumente kompetent und kritisch mit Blick auf Fragen für die Geschlechtersoziologie erörtert. Neben dem auf dem Human Development Index (HDI) beruhenden „Gender-related Development Index“ (GDI) und der „Gender Empowerment Measure“ (GEM) werden schließlich auch einige geschlechterpolitische Ansätze aus der Entwicklungspolitik vorgestellt.
Lenz und Adler zeigen sich analytisch hinsichtlich der Geschlechterordnung und sind ausgesprochen sparsam mit Wertungen. Insbesondere im zweiten Band fallen sensible Reflexionen zum normativen Gehalt selbstverständlich gebrauchter soziologischer Begriffe auf, z. B. der Vorschlag, von „Elter“ zu sprechen statt von „Elternteil“, um die Orientierung der Familienforschung an einer Zweierbeziehung der Eltern zu verabschieden (S. 139), oder der Hinweis, dass der Begriff der „Kinderlosigkeit“ eine „Normativität der Lebensführung zum Vorschein“ (S. 177) bringe, wonach Kinder zum Erwachsenenleben, insbesondere von Frauen, dazu gehörten.
Durchgängig wird deutlich, dass aus der Perspektive des Autors und der Autorin das Geschlecht seine Platzanweiserfunktion noch nicht verloren hat. Das Gedankenexperiment im Schlussabsatz des zweiten Bandes lässt jedoch vermuten, dass für Lenz und Adler auch eine entgeschlechtlichte Gesellschaft denkbar wird: „Stellen Sie sich eine Gesellschaft vor, in der die Maxime der Geschlechtergerechtigkeit Realität geworden ist und das Geschlecht voll und ganz die Funktion als Platzanweiser verloren hat. Wie würde sich Ihr Leben in einer degendered Gesellschaft gestalten?“ (S. 252) Die Antwort muss jede Leserin und jeder Leser selbst finden. Sie bzw. er ist dafür jedoch nach der Lektüre beider Bände vor allem in empirischer Hinsicht gut ausgerüstet.
Das zweibändige Lehrbuch kommt durch seine Orientierung an traditionellen Kategorien und Systematiken der Soziologie unaufgeregt daher. Insbesondere der erste Band eignet sich damit auch für soziologische Einführungsveranstaltungen in die Sozialstrukturanalyse, die über Klassen, Schichten, Lebensstile und Milieus hinaus einer weiteren „Differenzierungskategorie“ (Band 1, S. 11) – sei es nun Geschlecht oder die hier favorisierte Geschlechterordnung – Raum geben wollen. Im zweiten Band hingegen werden geschlechterbezogene Forschungsergebnisse aus ausgewählten Bereichen spezieller Soziologien, wie Körper-, Sexualitäts- und Familiensoziologie, vorgestellt und hierzu informative Überblicke geliefert, die zur Ergänzung entsprechend themenbezogener Lehrveranstaltungen herangezogen werden können. Eine solche zweibändige Einführung war in der Tat überfällig.
Ausführungen zum Verhältnis der Differenzen, das gegenwärtig in der Geschlechterforschung unter dem Schlagwort Intersektionalität problematisiert wird, sucht man in beiden Bänden aber leider vergeblich. Der Begriff kommt nur einmal, in englischer Sprache, vor und wird mit dem Hinweis versehen, dass mit dieser Sichtweise die „Geschlechterforschung letztlich in eine breitere Diversity-Forschung integriert“ (Band 1, S. 44, ähnlich S. 10 f.) werde. Im zweiten Band werden in den empirischen Darstellungen teilweise innergeschlechtliche Differenzierungen aufgegriffen, z. B. in Bezug auf verschiedene soziale Milieus oder auf Behinderung, nicht aber auf die Debatte über Intersektionalität bezogen. Die notwendige Reflexion der Spannungen zwischen Diversität und Geschlecht fehlt in beiden Bänden. Unterbelichtet bleibt damit ein gerade auch hinsichtlich der Theorienbildung und methodologischen Entwicklungen wichtiger Zweig der aktuellen Geschlechterforschung.
Zudem kommen auch über die Fragen von Intersektionalität und Diversity hinaus in beiden Bänden die theoretischen Debatten der Geschlechterforschung zu kurz. Eine Einführung in die sozialwissenschaftlichen Geschlechtertheorien könnte folglich das Projekt noch erweitern und vertiefen und zugleich einen Weg jenseits von Makro- und Mikrosoziologie zu bahnen beginnen.
URN urn:nbn:de:0114-qn:1010:8
Prof. Dr. Heike Kahlert
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Soziologie, Lehrstuhlvertretung für Soziologie mit dem Schwerpunkt „Soziale Entwicklungen und Strukturen“
Homepage: http://www.heike-kahlert.de
E-Mail: heike.kahlert@soziologie.uni-muenchen.de
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