Paarspezifische Aushandlungen von Elternzeiten ─ Innerfamiliale Arbeitsteilung und Geschlecht im Kontext der Familiengründungsphase

Rezension von Stefanie Aunkofer, Benjamin Neumann

Almut Peukert:

Aushandlungen von Paaren zur Elternzeit.

Arbeitsteilung unter neuen Vorzeichen?

Wiesbaden: Springer VS 2015.

312 Seiten, ISBN 978-3-658-07070-0, € 39,99

Abstract: Vor dem Hintergrund der Novellierung des Elterngeldgesetzes im Jahr 2007 thematisiert die vorliegende Arbeit die Frage nach Veränderungen innerfamilialer Aushandlungen zur Arbeitsteilung während der Familiengründungsphase. Dazu werden im Rahmen von Paar- und Einzelinterviews im Forschungsstil der Grounded Theory Doppelverdiener- und Doppelkarrierepaare befragt und diverse Begründungsfiguren zur Elternzeit entwickelt. Zentrales Ergebnis der Studie ist die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung der zugrunde liegenden Aushandlungen innerhalb von Paarbeziehungen.

DOI: http://doi.org/10.14766/1176

Die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Veränderungen von Familie, Vaterschaft, Mutterschaft sowie Elternschaft steht derzeit hoch im Kurs. Die Soziologin Almut Peukert schließt hier mit ihrer qualitativ-empirischen Dissertation an, in deren Zentrum die Frage steht, wie Paare während der Familiengründungsphase die innerfamiliale Arbeitsteilung aushandeln. Dabei fokussiert sie vor dem Hintergrund der seit 2007 geltenden Elternzeitregelung Prozesse der Re- und Enttraditionalisierung und deren mögliche Egalisierung innerhalb der Paarbeziehung (vgl. S. 18, Einleitung). Ihre Arbeit ist sozialtheoretisch sowie methodologisch im Interpretativen Paradigma, in der Tradition des Symbolischen Interaktionismus und dem Pragmatismus verortet.

Geschlechterdifferenzierende Arbeitsteilung ─ Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand

Ihre Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand führt Almut Peukert im zweiten Kapitel über eine familienpolitische Rahmung zu Elterngeld und -zeit ein. In einem Überblick über die historische Entwicklung zentraler familienpolitischer Regelungen in Ost- und Westdeutschland betrachtet sie das Bundeselterngeldgesetz unter verschiedenen politischen Zielsetzungen (vgl. S. 26 ff.). Im Zentrum ihrer Betrachtung steht hierbei die Frage, inwiefern diese Reform einen Paradigmenwechsel in der Familienpolitik bewirken konnte. Sie identifiziert dabei die Leitbilder aktive Vaterschaft sowie geteilte Elternschaft, die aufgrund ihrer teils gegenläufigen Ausrichtung zu widersprüchlichen politischen Maßnahmen führen. Letzteres sehe beide Elternteile gleichermaßen in gemeinsamer Betreuungsverantwortung, wohingegen ersteres eine ,aktiveʻ Mutterschaft implizit voraussetze (vgl. S. 31─36).

In der folgenden Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand positioniert sich Almut Peukert insbesondere zu jenen (quantitativen) Studien kritisch, die sich ausschließlich (neo-)utilitaristischer sowie ressourcentheoretischer Paradigmen bedienen. Kritisiert werde zum einen das Problem mangelnder Theoriebildung (vgl. S. 48); zum anderen bleibe offen, wie es zu paarinternen Entscheidungsprozessen einer geschlechterdifferenzierenden Arbeitsteilung in Haus- und Sorgetätigkeiten komme (vgl. S. 55). Sie verweist anhand qualitativer Studien auf die komplexen Prozesse und Strukturen paarinterner geschlechterdifferenzierender Arbeitsteilung, denen ökonomische und rational-choice theoretische Erklärungsansätze nicht gerecht würden. Sie zeigt auf, dass jene Ansätze ab einem gewissen Punkt auf ‚Geschlechtʻ verweisen, eine theoretisch fundierte Reflexion jedoch häufig ausbleibe (vgl. S. 65). Nachfolgend geht sie auf den Zusammenhang von Arbeitsteilung, Sphärentrennung sowie Geschlechterkonstruktion ein, um den relational-konstruktivistischen Charakter von Aushandlungsprozessen herauszuarbeiten.

Paarinterne Aushandlungsprozesse im Fokus

Das theoretische Kernstück der Arbeit stellt das dritte Kapitel dar, in welchem die Autorin die Rückbindungen an den Stand der Forschung aus einer dezidiert aushandlungstheoretisch interaktionistischen Perspektive betrachtet. Dabei verweist sie darauf, dass die Ergebnisse ihrer empirischen Analyse die Darstellung des Forschungsstandes und das theoretische Kapitel ordnen (vgl. S. 75). Gleichzeitig betont sie eine Verwobenheit von empirischer Analyse und der Aufarbeitung des Forschungsstandes und argumentiert für einen reflektierten und kritischen Umgang der Forschenden, ‚Geschlecht‘ einerseits zum systematischen Untersuchungsgegenstand zu machen, es andererseits nicht pauschal als omnirelevante Kategorie zu setzen oder zu reifizieren.

Weiter stellt sie den Forschungsstand zu Paardynamiken im Übergang zur Elternschaft unter Berücksichtigung von Geschlechterunterscheidungen (und was diese für Paare bedeuten) vor. Sie diskutiert u.a. Karl-Olaf Maiwalds Konzept (2010) zu Prozessen der Geschlechterdifferenzierungen in Dyaden und Triaden und erarbeitet unter Rückgriff auf diesen, „dass die Dyaden-Triaden-Konstellation in Familien strukturell als Gelegenheit und Einladung für Geschlechterdifferenzierungen zu konzeptualisieren [sei]“ (S. 90). Auf welche Weise diese Gelegenheiten für Geschlechterdifferenzierungen von Paaren unterschiedlich genutzt werden können, wird von der Autorin über die für die Arbeit zentralen Konzepte Sameness Taboo, Hegemonic Mothering, Maternal Gatekeeping und Equally Shared Parenting ausgearbeitet. Gleichzeitig macht sie deutlich, dass diese Überlegungen nicht ohne Weiteres auf gleichgeschlechtliche Paare übertragbar seien und bietet eine Weiterentwicklung von Maiwalds Konzept hinsichtlich dieser Problematik an. Daran knüpft eine Definition von ‚Geschlecht‘ an, die dieses als prozesshafte, kontinuierliche interaktive Herstellungsleistung im Sinne des ‚doing gender‘ konzeptualisiert (vgl. S. 80).

Peukert betrachtet innerfamiliale Arbeitsteilung als eine ‚ausgehandelte Ordnung‘. Sie diskutiert anhand der Konzepte Negotiated Order und Processual Ordering (Strauss 1978) den Aushandlungsbegriff, wobei sie die gemeinsame Wirklichkeitskonstruktion als einen zentralen Modus des Processual Ordering in Paarbeziehungen versteht. Aushandlungen umfassen nach Strauss sowohl explizit verbale Kommunikation als auch non-verbale Alltagspraktiken; ‚Handlung‘ und ‚Struktur/Ordnung‘ werden dabei systematisch zusammengedacht. Zuletzt verweist die Autorin gleichsam auf ihre sozialtheoretische Verortung, den Symbolischen Interaktionismus und Pragmatismus (vgl. S. 90─113).

Forschungsdesign, Methode und exemplarische Fallanalyse

Die Beschreibung des methodischen Vorgehens beginnt im vierten Teil mit Erläuterungen zum Forschungsdesign (Datenmaterial, Grounded Theory, Sampling). Um die Frage, wie Doppelverdiener- und Doppelkarrierepaare in der Familiengründungsphase das Bundeselterngeldgesetz wahrnehmen und die Arbeitsteilung aushandeln, beruft Peukert sich auf offene sinnverstehende und rekonstruierende Verfahren. Durchgeführt wurde die empirische Untersuchung im Forschungsstil der Grounded Theory (vgl. S. 120 ff.). Ihre interaktionstheoretische Perspektive wird mit dem empirischen Vorgehen dadurch verknüpft, dass Paare als Paare und ihre Aushandlungen im Mittelpunkt stehen. Entsprechend wurden Paarinterviews zur Datengewinnung herangezogen, da diese die Möglichkeit bieten, Elternzeitarrangements, darin eingelassene Orientierungen und Aushandlungen im Paar zu rekonstruieren. Kurz nach den narrativen, teilleitfadengestützen Interviews mit den überwiegend hochqualifizierten (Abitur und Hochschulabschluss) Paaren wurden zudem Einzelinterviews mit je beiden Partner/-innen geführt. Befragt wurden deutschlandweit neun Paare im Zeitraum zwischen 2010 und 2012, sodass der Autorin insgesamt 27 transkribierte Interviews zur Auswertung in einem Interpretationsteam vorlagen. Jedes Paar wurde mit dessen Besonderheiten in einer kurzen, übersichtlichen Falldarstellung dargestellt.

Im fünften Kapitel illustriert Almut Peukert ihre Arbeitsweise anhand einer exemplifizierenden Fallanalyse. Diese diente im Vergleich mit zwei anderen Fällen dazu, die Schlüsselkategorie ‚Begründungsfiguren zur Aufteilung der Elternzeit‘ herauszuarbeiten und in Kontrastierung zu den übrigen Fällen weiterzuentwickeln (vgl. S. 164). Anschließend werden die Ergebnisse der Analyse anhand der beiden Fragenkomplexe „Wer betreut das Kind?“ und „Wer nimmt wie lange Elternzeit?“ vorgestellt (S. 165).

Ergebnisse: Wer betreut das Kind…

Hinsichtlich der Frage „Wer betreut das Kind“ arbeitet die Autorin anschließend vier Begründungsfiguren als eines der Hauptergebnisse heraus, die sich bereits in vorliegenden Studien finden lassen und von ihr im dritten Kapitel theoretisch eingeführt wurden. Einzelne der von ihr identifizierten und innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses bekannten Begründungsfiguren (s. o.) werden dabei auch mit dem Anspruch einer Weiterentwicklung versehen, etwa die Begründungsfigur Hegemonic Mothering (vgl. S. 180 f.). Vergleichbares geschieht auch bei der Begründungsfigur des Maternal Gatekeepings, wobei dort kein solcher Anspruch expliziert wird (vgl. S. 197). Bei der Argumentation der Begründungsfigur Sameness Taboo wird anhand des Materials ein Changieren zwischen egalitären und geschlechterdifferenzierenden Orientierungen beschrieben. Peukerts Argumentation dafür, dass besagtes Gleichheitstabu nicht nur für Männer und Frauen, sondern auch für Mütter und Väter gelte, erscheint plausibel. Die Autorin arbeitet nicht lediglich besagte Begründungsfiguren heraus, sondern setzt diese auch vergleichend in Beziehung sowie mit anderen Studien in Verbindung (vgl. S. 204 ff.). Hierbei stellt sie drei zentrale Ergebnisse ihrer Arbeit heraus: Familienarbeit als eigenständigen Aushandlungsbereich, der sich nicht allein über Erwerbsarbeit und Einkommen konzeptualisieren lässt (vgl. S. 208); blinde Flecken sowohl in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen als auch in wissenschaftlichen Studien zu ‚neuen‘ oder ‚aktiven‘ Vätern (vgl. S. 209), bei denen die Autorin in vielen Studien eine mangelnde konsequente aushandlungstheoretische Perspektive erkennt. Anhand ihrer Ergebnisse zeigt sie, dass Phänomene wie ‚aktive‘ oder ‚neue‘ Väter in sich stärker zu differenzieren sind, da alle von ihr befragten Väter unter besagte Kategorien fallen würden, sie jedoch deutliche Diskrepanzen zwischen diesen feststellen konnte. Als drittes Ergebnis betont die Autorin die Möglichkeit der Aktualisierung bzw. Neutralisierung von Geschlecht im Rahmen der Betreuungsverantwortung. Sie zeigt, dass der Aspekt des ‚Geschlechts‘ zwar situativ in den Hintergrund treten kann, sich dennoch selbst von jenen egalitären Paaren episodisch auf Geschlechterdifferenzen bezogen werde. Die Ergebnisse werfen vertiefende Fragen für den Forschungskontext auf, bspw. wie die stärkere Fokussierung einer relationalen Perspektive bei den Begründungsfiguren Hegemonic Mothering und Maternal Gatekeeping, die weiterführend von der Autorin diskutiert werden (vgl. S. 209─215).

… und wer nimmt wie lange Elternzeit?

Im siebten Kapitel werden beim zweiten Fragekomplex ─ der Frage, wer wie lange Elternzeit nimmt ─ weitere vier Begründungsfiguren (vgl. S. 217) diskutiert. Die Begründungsfigur „Jeder darf dieselbe Zeit zu Hause bleiben“ (vgl. S. 219 ff.) lässt sich durch ein Ideal egalitär geteilter Fürsorgeverantwortung mit einer gleich verteilten zeitlichen Betreuungsverantwortung kennzeichnen. An dieser Stelle lassen sich einige Ähnlichkeiten in den Interpretationen zum vorigen Teil feststellen, was mit dem von der Autorin angesprochenen Äquivalent zu der Begründungsfigur Equally Shared Parenting zusammenhängt. Ein zentrales Ergebnis ist, dass der Anspruch einer zeitlichen Gleichaufteilung je nach Kontext nicht immer realisierbar ist und beispielsweise befristete Arbeitsverträge zum Zeitpunkt der Elternzeit diesen Anspruch unterminieren können. Im Vergleich zu den übrigen Begründungsfiguren zeigt sich, dass die Orientierung an einer zeitlichen Gleichverteilung eher eine Ausnahme zu sein scheint. Ähnlich wie in anderen Studien auch werden bei den nachfolgend genannten Begründungsfiguren berufliche und finanzielle Aspekte angesprochen. Allerdings verdeutlicht Peukert bei beiden ihre interaktionistisch ausgerichtete Perspektive und den Fokus auf die Bedeutungszuschreibung und Aushandlung innerhalb der Paarbeziehung. Für die Begründungsfigur „Erhalt der beruflichen Perspektive“ (vgl. S 225 ff.) ist der Verweis auf berufliche Aspekte wie die Angst um den Arbeitsplatz oder Karrieremöglichkeiten charakteristisch. Die Autorin macht auf die hohe Varianz aufmerksam, welche beruflichen Aspekte oder Karrieren in den Aushandlungen der Paare (nicht) relevant gemacht werden, um die Elternzeitverteilung abzuwägen. Gleiches gilt für die Begründungsfigur „Das hat ja schon auch damit zu tun, dass du deutlich mehr verdienst als ich“ (vgl. 246 ff.), bei der Paare auf finanzielle Aspekte verweisen. Sie betont, dass ‚reine Zahlen‘ nicht zu Aufteilungsentscheidungen führen. Vielmehr werden den Differenzen der Einkommen durch Interpretationsleistungen Bedeutungen zugeschrieben und innerhalb des Paares ausgehandelt, sodass oftmals die Bewertungsmaßstäbe für ökonomisch sinnvolle Arrangements sehr unterschiedlich ausfallen können. Nach Ansicht der Autorin verweist die letzte Begründungsfigur „Die zwei Monate sind kostenlose Betreuung“ auf die Regelung der ‚Partnermonate‘ nach dem Prinzip ‚use it or lose it‘ (vgl. S. 263 ff.).

In einem Fazitkapitel diskutiert Almut Peukert die Ergebnisse ihrer Analyse in Auseinandersetzung mit dem aktuellen Forschungsstand, bei der sie eindrücklich auf die Eigen- und Interpretationsleistung der Paare sowie auf die Komplexität der Aushandlungen in Bezug auf deren Elternzeitarrangement aufmerksam macht. Für theoretische und empirische Forschungsarbeiten zu Elternzeitarrangements und innerfamilialer Arbeitsteilung sieht sie einen Nachholbedarf in der konsequenten Konzeptualisierung des Forschungsgegenstandes als Aushandlungsphänomen.

Diskussion und Fazit

Zusammenfassend stellt die mikrosoziologische Studie zu den Aushandlungen von Paaren im Rahmen der Elternzeit eine lesenswerte Lektüre dar. Der Autorin gelingt es, den Stand der Forschung um beachtenswerte Ergebnisse zu erweitern sowie bestehende Indifferenzen aufzuzeigen. Hierzu trägt ihre konsequent interaktionistische Perspektive gewinnbringend bei. Ihre Analyse betont die Relevanz der Eigenleistung der Paare bei der Interpretation und gemeinsamen Herstellung von Passungen. Sie betont zudem die forschungspraktische Implikation, nicht allein das Vorhandensein von Faktoren zu betrachten, sondern deren (Nicht-)Relevantsetzen von Paaren innerhalb von Aushandlungsprozessen zu berücksichtigen.

Beim Forschungsstand wäre eine intensivere Auseinandersetzung auch mit qualitativen Studien, die ebenfalls Aushandlungsprozesse von Paaren in den Blick nehmen, wünschenswert gewesen, wenngleich diese Studien von ihr durchaus berücksichtigt werden und zum Teil Auseinandersetzungen zu einem späteren Punkt in der Arbeit (z. B. bei ihrer Diskussion der Ergebnisse) zu finden sind (vgl. S. 210 f.). Um ihre eigene Position noch deutlich(er) zu machen, wäre es sinnvoll gewesen, diese Diskussionen bereits mit in den ersten Teil einzubauen. Methodisch lässt sich anmerken, dass die exemplarische Fallanalyse hinsichtlich ihrer Auswertung und Interpretation des vorliegenden Materials instruktiv ist, da ein solches Vorgehen eine gewisse Transparenz des Forschungsprozesses für die Lesenden gewährleistet. Die in beiden Fragenkomplexen vorgestellten empirischen Ergebnisse überzeugen in ihren detailreichen Analysen weitgehend sowie in ihrer Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Bei der Darstellung fielen einige Redundanzen auf, die zum Teil der exemplarischen Fallanalyse geschuldet sind. Bei der Begründungsfigur Hegemonic Mothering bleibt diskutabel, ob durch die angelegte interaktionistische Perspektive nicht lediglich bereits implizit vorhandene Anlagen stärker herausgearbeitet und betont werden, indem die konstitutive Beteiligung beider Elternteile stärker als zuvor in den Blick genommen wird. Positiv erscheint, dass Peukerts Perspektivverschiebung es ermöglicht, stärker als zuvor (un-)gleichgeschlechtliche Paare zu erfassen und damit nicht in einer heteronormativen Perspektive zu verbleiben. Bei der Begründungsfigur Sameness Taboo lässt das zugrunde liegende Material sowie die argumentative Rückbindung an andere Studien auch Spielraum für Lesarten, die nicht unbedingt ein Sameness Taboo nahelegen würden. Insbesondere vor dem Hintergrund des Changierens zwischen gegensätzlichen Orientierungen erscheinen die Argumentationen für die Begründungsfigur zumindest fragil (vgl. S. 186f.). Die genannte milieuspezifische Konnotation ist hinsichtlich der Aussagekraft der empirischen Ergebnisse zu berücksichtigen, da die Problematik eines Mittelschichtbias zwar thematisiert (siehe dazu S. 291), jedoch bezüglich der diversen Begründungsfiguren der empirischen Ergebnisse nicht umfassend reflektiert wird.

Insgesamt erscheint Peukerts Arbeit als eine sehr empfehlenswerte Lektüre sowohl für Forschende und Dozierende der Geschlechter- und Ungleichheitssoziologie als auch für interessierte Praktiker/-innen der Sozialen Arbeit mit Fokus auf Familie und Paarbeziehungen.

Literatur

Maiwald, Karl-Olaf (2010): Vom Schwinden der Väterlichkeit und ihrer bleibenden Bedeutung. Familiensoziologische Überlegungen. In: Thomä, Dieter (Hg.): Vaterlosigkeit: Geschichte und Gegenwart einer fixen Idee. Berlin: Suhrkamp, S. 251─268.

Strauss, Anselm L. (1978): Negotiations: Varieties, Contexts, Processes and Social Order. San Francisco: Jossey-Bass.

Stefanie Aunkofer

Ruhr-Universität Bochum

Seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Sozialwissenschaft, Lehrstuhl Gender Studies der Ruhr-Universität Bochum und seit 2014 Mitarbeit im Forschungsverbundprojekt der Universitätsallianz Ruhr „Väter in Elternzeit. Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse zwischen Paarbeziehung und Betrieb“.

Homepage: http://www.netzwerk-fgf.nrw.de/no_cache/wissenschaftlerinnen/portrait/detail/stefanie-aunkofer/

E-Mail: stefanie.aunkofer@rub.de

(Die Angaben zur Person beziehen sich auf den Stand zum Veröffentlichungsdatum.)

Benjamin Neumann

Technische Universität Dortmund

Seit 2012 wissenschaftliche/-r Mitarbeiter/-in am Lehrgebiet für Geschlechterverhältnisse der Technischen Universität Dortmund und seit 2014 Mitarbeit im Forschungsverbundprojekt der Universitätsallianz Ruhr „Väter in Elternzeit. Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse zwischen Paarbeziehung und Betrieb“.

Homepage: https://www.fk12.tu-dortmund.de/cms/ISO/de/home/personen/iso/Neumann__Benjamin.html

E-Mail: benjamin.neumann@tu-dortmund.de

(Die Angaben zur Person beziehen sich auf den Stand zum Veröffentlichungsdatum.)

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