Feminismus und Behinderung: Widersprüche, Ambivalenzen und Kritiken

Rezension von Heike Ursula Raab

Kirsten Achtelik:

Selbstbestimmte Norm.

Feminismus, Pränataldiagnostik, Abtreibung.

Berlin: Verbrecher Verlag 2015.

224 Seiten, ISBN 978-3-95732-120-6, € 18,00

Abstract: Die Journalistin Kirsten Achtelik bearbeitet in historischer Perspektive ein bis heute häufig ignoriertes Thema innerhalb des akademischen wie des politischen Feminismus – das feministische Selbstbestimmungskonzept und gesellschaftspolitische Fragen bei der Nutzung der Reproduktionstechnologien. Anlass sind Auseinandersetzungen um biotechnologische Entwicklungen, in der Hauptsache die Pränataldiagnostik, die im Zusammenhang mit Behinderung problematisiert werden. Achtelik gelingt eine überzeugende Zusammenschau von feministischen Positionen und von Positionen behinderter Feministinnen und veranschaulicht dabei, wie eng die Themen Behinderung und Geschlecht miteinander verschränkt sind.

DOI: https://doi.org/10.14766/1196

Kirsten Achtelik beleuchtet die Nutzung von Gen- und Reproduktionstechnologien auf der Folie des feministischen Selbstbestimmungskonzepts und geht dabei chronologisch vor, von den Anfängen des eugenischen Denkens bis hin zur modernen Frauenbewegung und zu jüngeren Entwicklungen des Neo-Konservatismus. Inwieweit Entscheidungsräume von Frauen durch die Pränataldiagnostik tatsächlich erweitert werden, steht im Zentrum des Interesses der Autorin. Zu diesem Zweck werden die reproduktiven Rechte von Frauen und der Kampf um Selbstbestimmung über den eigenen Körper im Zeitalter der Gen- und Reproduktionstechnologien problematisiert. Hauptsächlich handelt es sich um Fragen im Kontext von Abtreibung, Neo-Eugenik und Lebensschutzbewegung.

Vor dem Hintergrund der jüngst entstandenen Disability Studies bietet das Buch einen guten Einstieg in diese neuartige wissenschaftliche Ausrichtung. Insgesamt gelingt es der Journalistin die geneigte Leserschaft mit der Problematik von Behinderung im Kontext feministischer Fragen vertraut zu machen. Kurzum: Achtelik behandelt in ihrem Buch bewegungsaktivistische Fragestellungen, die an der Schnittstelle zu den Gender und Disability Studies stehen. Dabei nutzt die Autorin umfangreiches Recherchematerial, das unveröffentlichte Quellen, Forschungsliteratur, graue Literatur sowie Interviews mit ehemaligen Aktivistinnen umfasst.

Anfänge

Die Journalistin Achtelik leuchtet in ihrem Buch das Spannungsfeld um Kämpfe für die reproduktiven Rechte der Frau aus. Bezugspunkt ist das feministische Konzept der Selbstbestimmung sowie die Entwicklung der Gen- und Reproduktionstechnologien, Verbindungsstück sind innerfeministische Diskussionen um Behinderung. Angesichts sich stetig (weiter-)entwickelnder biotechnologischer Verfahren, wie der Reproduktionstechnologien, spielt die Frage danach, wie im Rahmen von Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen mit einer möglichen Behinderung des Kindes umgegangen werden sollte, eine zentrale Rolle. In diesem Zusammenhang geht Achtelik auf die Geschichte eugenischen Denkens ein und bezieht diese Denkweise auf pränatale Diagnoseverfahren und selektive Abtreibungspraktiken von heute (vgl. S. 63).

Eugenik bezeichnet die Lehre von der Verbesserung des biologischen Erbgutes des Menschen bei der Fortpflanzung. Als eugenische Bewegung findet diese Anschauung nicht nur im deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik viele Anhänger, sie ist auch in Teilen der damaligen Frauenbewegung und in linken Kreisen verbreitet (vgl. S. 67). Im Verbund mit Maßnahmen der sogenannten Rassen- und Sozialhygiene wird darüber das Problem einer gesellschaftlichen Degeneration begründet. Diese Ausgangsthese erwirkt wiederum eine eugenische Gesellschaftstheorie (vgl. S. 84). Angesichts solch breit verankerter Gesinnung, so Achtelik, ist es kaum verwunderlich, wenn im Nationalsozialismus auch Euthanasie (Sterbehilfe) eingeführt wird, deren Zweck die systematische Ermordung von Kranken, Behinderten und Psychiatrisierten ist (vgl. S. 64).

Gegenwart

Erst in den 1980er Jahren beginnt eine breitere Diskussion über diese systematischen Ermordungen im Nationalsozialismus. An der öffentlichen Skandalisierung haben ‚Krüppelgruppen‘ einen hohen Anteil (vgl. S. 87). Vor dem Hintergrund jener Auseinandersetzungen erklärt sich auch, warum ab den 1980er Jahren eine behindertenpolitische Intervention in der feministischen Debatte um die Reform des § 218, die im Wesentlichen eine Entkriminalisierung von Abtreibung vorsieht, erfolgt. Implizit beinhaltet dies, wie Achtelik zeigt, die Frage, was dann im Falle einer Schwangerschaft mit einem behinderten Kind geschieht. Darüber entbrennt eine innerfeministische Debatte zu Abtreibung wegen Behinderung. Insbesondere zwischen den ‚Krüppelfrauen‘ und den nichtbehinderten Frauen kommt es mit Bezug auf Schwangerschaft und Kinderkriegen auf feministischen Kongressen zu Gen- und Reproduktionstechnologien in den 1980er und 1990er Jahren zu Auseinandersetzungen. Behinderte Frauen lehnen eine embryopathische Indikation explizit ab, sie befürchten eine soziale Entwicklung zur Verringerung der Anzahl von ‚Krüppelkindern‘ und zur Züchtung leistungsstarker Übermenschen (vgl. S. 88). So lautet die Kritik, dass Gen- und Reproduktionstechnologien innerhalb des Feminismus vor allem als ein Instrument zur Unterdrückung der Frau wahrgenommen, deren behindertenfeindliche Dimensionen hingegen nicht problematisiert würden. In der Folge werden die Ideen und Kritiken der Krüppelbewegung bezüglich Humangenetik und pränataler Diagnostik, wenngleich zögerlich, vom Feminismus aufgegriffen.

Technologien der Selbstbestimmung

Achtelik hebt hervor, wie kontrovers dessen ungeachtet feministische Positionen in diesem Zusammenhang sind. Zwar wird innerhalb des Feminismus die Forderung nach der Kontrolle über den Körper und die eigene Reproduktionsfähigkeit vornehmlich positiv wahrgenommen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht jedoch die Verhinderung von ungewollten Schwangerschaften (vgl. S. 127). Dies ändert sich mit dem Aufkommen der Gen- und Reproduktionstechnologien. Im Großen und Ganzen, so die Journalistin weiter, teilt sich die feministische Haltung zu Gen- und Reproduktionstechnologien in zwei unterschiedliche Stränge. Feministische Kritik gegen diese neuen Technologien betont häufig die Gefahren, die von ihnen ausgehen, insbesondere werden neuartige Entscheidungszwänge (vgl. S. 129) angesprochen. Befürworterinnen betonen demgegenüber die entstehenden Wahlmöglichkeiten sowie die Befreiung von den natürlichen Gegebenheiten, beispielsweise die Entkoppelung von Heterosexualität und Schwangerschaft.

So haben sich in den 1980er und 1990er Jahren zwei unterschiedliche feministisch-gesellschaftstheoretische Zugänge herauskristallisiert, die bis heute grundlegende Strömungen feministischer Theoriebildung darstellen. Mit Bezug auf die Selbstbestimmung von Frauen als feministisches Konzept lassen sich, Achtelik zufolge, folgende Ansätze feststellen: Im akademischen wie politischen Feminismus wird einmal die so genannte „Repressionshypothese“ (S. 126) vertreten, die Frauen als unterdrückte Opfer solcher Technologien versteht. Maria Mies bezeichnet die Gen- und Reproduktionstechnologien gar als erweiterte Kolonisierung des weiblichen Körpers, die den besagten Körper nur noch in Gestalt von Auslesepraktiken wahrnimmt. Mit diesem Argument stellt Mies, wie Achtelik darlegt, die Gen- und Reproduktionstechnologien auf die gleiche Stufe wie die Bevölkerungspolitik, welche darauf ziele, die Reproduktionsfähigkeit der Frau mit dem Argument einer vorgeblich drohenden Überbevölkerung auf internationaler Ebene zu kontrollieren. Demgegenüber wird von einer anderen feministischen Strömung diese Darstellung der Frau als Opfer kritisiert. Viel eher geht es in diesem Zugang darum, theoretisch wie politisch eine Täter-Opfer-Dichotomie zu unterlaufen. Gesellschaft sei nicht allein in Modi der Unterdrückung zu denken (vgl. S. 125 f.).

Einerseits implizieren diese beiden feministischen Zugänge ein recht unterschiedliches Verständnis von Selbstbestimmung, Feminismus und Technik. Andererseits sind Überschneidungen zu verzeichnen, wenn es darum geht, Entscheidungsprozesse von Frauen im Feld der pränatalen Diagnostik zu verstehen. Beide feministische Strömungen konvergieren an dem Punkt, an dem sie Selbstbestimmung weniger als autonomes Handlungsmodell deuten denn als eine gesellschaftlich eingerahmte Option von Handlungsmöglichkeiten, die nicht losgelöst von Macht- und Herrschaftsverhältnissen zu sehen ist. Die Autorin selbst plädiert in dieser Hinsicht eher dafür, biotechnologische Entwicklungen, wie die Gen- und Reproduktionstechnologien, zurückzudrängen (vgl. S. 183) und Forschungsförderungen zu stoppen, wodurch neuartige Entscheidungszwänge für schwangere Frauen unterlaufen würden, was einem Denken in Kategorien von Verboten recht nahe kommt.

Die Erfindung der Risikoschwangerschaft im Zeitalter der Reproduktionstechnologien

Grundsätzlich habe sich, wie die Journalistin verdeutlicht, die Situation von Frauen hinsichtlich der Problematik von Abtreibung bei Behinderung nicht verbessert, sondern lediglich verändert. Mit der Pränataldiagnostik werde die gesellschaftliche Verantwortung für Behinderung verstärkt auf die einzelne Frau verschoben. Es entstehe eine Dynamik, die die gesellschaftlichen Bedingungen erst gar nicht mehr thematisiert und in der Folge subjektiviert (vgl. S. 130). Es liegt auf der Hand, dass die einzelne schwangere Frau nicht in der Lage ist, eine Gesellschaft inklusiver und barrierefreier zu machen, schreibt Achtelik zu Recht. Selbstbestimmung in der Schwangerschaftsvorsorge wird unter solchen Umständen zur Erleichterung gesellschaftlich verursachter Probleme.

Der Grund für selektive Abtreibung, so die Autorin, liegt in den ‚unangemessenen‘ Eigenschaften des Fötus und oftmals sekundär in den Lebensumständen der schwangeren Frau (vgl. S. 179). Zu akzeptierende Normen für Embryo und Fötus bestimmen nach wie vor Medizin und medizinische Reproduktionstechnologien. Insofern verschärfen pränatale Technologien das Problem der Behindertenfeindlichkeit sozial und individuell (vgl. S. 181). Handlungsleitend bleibt für die Pränataldiagnostik, wie Achtelik ausführt, das medizinische Modell von Behinderung. Gleichzeitig ist dabei bis heute nicht geklärt, welches Ausmaß und welche Verlaufsform überhaupt eine diagnostizierte pränatale Auffälligkeit annimmt. Denn die Verläufe von Krankheiten und Behinderungen sind tatsächlich keineswegs als determiniert zu deuten, sondern sind höchst unterschiedlich. Zwar wendet sich Achtelik entschieden gegen ein Verbot von Abtreibung nach pränataler Diagnose, fordert aber ebenso die Entmedikalisierung von Schwangerschaft. Außerdem kritisiert sie einen völlig überdehnten Begriff von Risiko im Falle von Schwangerschaften – eine Argumentation, mit welcher angemessen die Erfindung der Risikoschwangerschaft hinterfragt und auf die implizit behindertenfeindlichen Konnotationen im Umgang mit den Gen- und Reproduktionstechnologien aufmerksam gemacht wird.

Grundtenor des Buches bleibt allerdings eine klammheimliche Gleichsetzung dieser Technologien mit Behindertenfeindlichkeit, die nirgends wirklich aufgelöst wird, – eine Herangehensweise, die den Double Bind biotechnologischer Entwicklungen ausblendet und auf einer spezifischen Lesart von Macht- und Herrschaftsverhältnissen beruht. Denn mit Haraway und Barad oder mit den Vertretern der Transgender Studies, wie beispielsweise Stryker, ließe sich durchaus argumentieren, dass nicht die (Bio-)Technologien als solche grundsätzlich behindertenfeindlich sind, sondern viel eher die Art und Weise ihrer Nutzung. Ebenso ginge eher es darum, Machtverhältnisse in diesem Feld zu skandalisieren, anstatt Verbote von Forschung auszusprechen. Schlussendlich ließe sich hinzufügen, dass auch in Zeiten ohne Pränataldiagnostik das Zur-Welt-Bringen eines behinderten Kindes nicht zwangsläufig dessen Akzeptanz bei den Eltern und der Gesellschaft bedeutet hat. Viel eher war im Regelfall das Gegenteil der Fall. Im Großen und Ganzen vermag die Autorin deshalb nur bedingt zu erklären, warum eine ohnehin vorhandene Ablehnung gegenüber einem behinderten Kind oder gegenüber Behinderung bei Frauen, Eltern und Gesellschaft sich mit den neuen Gen- und Reproduktionstechnologien neuerlich verstärken sollte.

Technik und Behinderung: Mit oder Ohne?

Problematisch an der angeblichen Selbstbestimmung der Frau durch die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik (und anderer Verfahren in den Gen- und Reproduktionstechnologien) sind momentan zwei Aspekte, auf die Achtelik dankenswerterweise in ihrem Buch hinweist. So wird von einem Teil der feministischen Strömung eine gewisse grundständige Technikfeindlichkeit beanstandet. Die Technik an sich werde zum entscheidenden Drehpunkt der Analyse gegen Gen- und Reproduktionstechnologien. Neben der problematischen Gleichsetzung von Technik mit Frauenunterdrückung (vgl. S. 180) bleibt auf der metatheoretischen Ebene das Verhältnis zu Medizin, Technik und Feminismus bzw. Behindertenbewegung ungeklärt. Für gewöhnlich führt diese Uneindeutigkeit in der Folge dazu, biotechnologische Entwicklungen unter den Generalverdacht der Behindertenfeindlichkeit zu stellen.

Diese Problematik zeigt sich neuerlich in der aktuellen Lebensschutzbewegung, auf die Achtelik ebenfalls eingeht. Hier verbindet sich antifeministischer Aktivismus gegen Abtreibung mit Kritik an Reproduktionstechnologien. Parallel werden Argumente der Behindertenbewegung auf der Folie eines konservativen Weltbilds vereinnahmt. Auch wenn ein instrumentelles Verhältnis zu Behinderung vorliegen mag (vgl. S. 181 f.), wie die Journalistin zu Recht schreibt, zeugen solche populären Vereinnahmungen durch den Neo-Konservatismus unter anderem von der Zählebigkeit der Misogynie. Ferner scheint es meines Erachtens hohe Zeit zu sein, feministische Argumente zu Gen- und Reproduktionstechnologien zu überdenken und die Debatte um Technik, Behinderung und Feminismus emanzipatorisch weiterzuführen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Frauen- und Behindertenbewegung gleichermaßen zu einem modernisierten Konservatismus beitragen, indem durch beide Bewegungen biotechnologische Entstehungen automatisch abgelehnt werden, da einzig der Aspekt der Behindertenfeindlichkeit pointiert wird.

Fazit

Insgesamt ist das Buch im Stile einer journalistischen Reportage verfasst, gut lesbar und insofern auch für nicht-akademisch Vorgebildete bestens geeignet. Es bietet einen guten historisch ausgelegten Überblick über den Debattenverlauf. Besonders positiv ist das Anliegen von Achtelik hervorzuheben, der jüngeren Generation im akademischen wie politischen Feminismus die verschiedenen Standpunkte der Frauen- und Behindertenbewegung verständlich zu machen.

Vor dem Hintergrund der oben genannten Gefahr eines Neo-Konservatismus besticht das Buch am Ende durch eine dezent gestreute Dosierung von Argumenten, die auf ein Zurückdrängen von biotechnologischen Anwendungen im Bereich der Schwangerschaftsvorsorge hinauslaufen. Darüber hinaus bleibt die Beurteilung zum Umgang mit den Gen- und Reproduktionstechnologien diffus, da die Autorin sich uneindeutig zur Technikfolgenabschätzung in den Gen- und Reproduktionstechnologien äußert. Einerseits ist nicht zu leugnen, dass Gen- und Reproduktionstechnologien eingesetzt werden, um gezielt behindertes Leben zu vermeiden, was das feministische Selbstverständnis von der selbstbestimmten Kontrolle über den eigenen Körper in der Tat in einem neuen Lichte erscheinen lässt. Andererseits ist damit lediglich ein Aspekt benannt, andere Nutzungsmöglichkeiten der Pränataldiagnostik bzw. von Gen- und Reproduktionstechnologien werden vernachlässigt. So bleibt ausgeblendet, dass Schwangerschaft geschichtlich betrachtet die häufigste Todesursache von Frauen gewesen ist und sich dieser Umstand erst mit dem Entstehen der modernen Medizin verändert hat. Pränataldiagnostik kann unter anderem auch helfen, gefährliche Komplikationen bei der Geburt frühzeitig zu erkennen und so das Leben der Frau wie des Kindes zu retten. Mittels der Pränataldiagnostik ist es auch möglich, embryonale Operationen innerhalb des Mutterleibes vorzunehmen. Insofern sind Gen- und Reproduktionstechnologien nicht allein und ausschließlich als ein neo-eugenisches Instrumentarium zu sehen. Vielmehr streuen diese Technologien vielfältige Effekte, die es selbstverständlich kritisch zu befragen gilt.

Letztlich zeigt das Buch von Achtelik, wie widersprüchlich Subjekte im Zeitalter der Pränataldiagnostik angerufen werden und dass Behindertenfeindlichkeit mit jeder neuartigen, biomedizinischen Technologie nicht neu erfunden, sondern lediglich neu ausgestaltet wird. Es entstehen neuartige, behindertenfeindliche Praxen, die im Prinzip das Gleiche (Behindertenfeindlichkeit) verhandeln wie vor der Einführung solcher Technologien. Man könnte auch sagen, es kommt zu einer Modernisierung von Behindertenfeindlichkeit, in die der politische wie akademische Feminismus nicht unwesentlich verstrickt sind. Ebenso ist klarzustellen, dass Behindertenfeindlichkeit oder Mysogenie nicht genuin im Wesen von Gen- und Reproduktionstechnologien angesiedelt sind, sondern erst in den konkreten Praxen ihrer Anwendung ausgestaltet werden.

Heike Ursula Raab

Universität Tübingen

Lehrbeauftragte an Universitäten (BRD und Österreich)

E-Mail: raabheike@freenet.de

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