Organisierte Geschlechterungleichheit in der Wissenschaft – Stabilität und Wandel am Beispiel der Exzellenzinitiative

Rezension von Heike Kahlert

Anita Engels, Sandra Beaufaÿs, Nadine V. Kegen, Stephanie Zuber:

Bestenauswahl und Ungleichheit.

Eine soziologische Studie zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Exzellenzinitiative.

Frankfurt am Main u.a.: Campus Verlag 2015.

369 Seiten, ISBN 978-3-593-50463-6, € 34,90

Abstract: Das von Anita Engels, Sandra Beaufaÿs, Nadine V. Kegen und Stephanie Zuber vorgelegte Buch bündelt die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zur Chancen(un)gleichheit in der deutschen Exzellenzinitiative. Basierend auf einer eindrucksvollen Vielfalt an Forschungsmethoden und leider nur sehr kurz vorgestellten Theorien werden anregende Teilstudien etwa zu Arbeits- und Lebensbedingungen, Führungspositionen, Netzwerkeinbindung und Publikationstätigkeit der Mitglieder von Exzellenzeinrichtungen sowie zu Gleichstellungskonzepten der beteiligten Universitäten präsentiert, die sämtlich auf die Analyse von Abbau oder Reproduktion der Unterrepräsentanz von Wissenschaftlerinnen in Spitzenpositionen zielen. Schade ist, dass dabei die organisationale Perspektive vernachlässigt wird.

DOI: https://doi.org/10.14766/1210

Testfeld Exzellenzinitiative

Inmitten des international stattfindenden Umbaus der Wissenschaftssysteme, in denen betriebswirtschaftliche Verfahren Eingang in Hochschule und Forschung finden und der Wettbewerb zwischen Forschungseinrichtungen und Forschenden verstärkt werden soll, vereinbarten Bund und Länder in Deutschland im Sommer 2005 erstmals ein Programm zur Förderung der Forschungsexzellenz. Die sogenannte bis 2017 laufende Exzellenzinitiative wurde bisher mit insgesamt 4,6 Milliarden Euro ausgestattet, die der wettbewerblich einzuwerbenden Förderung von Graduiertenschulen, Exzellenzclustern und Zukunftskonzepten an Universitäten dienen und damit die deutsche Hochschullandschaft nachhaltig verändern sollten.

Im internationalen Vergleich sticht das deutsche Wissenschaftssystem unter anderem durch eine vergleichsweise hohe Unterrepräsentanz von Wissenschaftlerinnen in Spitzenpositionen hervor. In der Exzellenzinitiative wurde zwar die Herstellung und Durchsetzung der Chancengleichheit der Geschlechter zu einem Evaluationskriterium für Forschungsexzellenz erklärt und von der mit der Durchführung des Wettbewerbs betrauten Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingefordert, nicht aber auch in Gestalt einer systematischen Evaluation überprüft. An diesem Desiderat setzt das vorliegende Buch von Anita Engels, Sandra Beaufaÿs, Nadine V. Kegen und Stephanie Zuber an, in dem die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Begleituntersuchung zur ersten Auswahlrunde 2006 vorgestellt werden, die von Dezember 2007 bis Mai 2013 aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert und an der Universität Hamburg durchgeführt wurde.

Analyseziel: Bestenauswahl angesichts von Geschlechterungleichheit und Exzellenzdruck

Im zugrunde liegenden Forschungsprojekt sollte sowohl untersucht werden, „welche Dynamiken zum Abbau oder zur Reproduktion von Geschlechterungleichheiten führen, als auch welche Erfahrungen die Exzellenzeinrichtungen mit ihren Maßnahmen zur Stärkung der Chancengleichheit gemacht haben“ (S. 12).

In der Einleitung werden zahlreiche Forschungsfragen als erkenntnisleitend für die Untersuchung benannt: „Wie lässt sich erklären, dass Frauen und Männer im Durchschnitt unterschiedliche Karriereverläufe in der Wissenschaft erleben, obwohl sie inzwischen zu gleichen Teilen und mit im Durchschnitt gleichen Leistungen aus der Schule und dem Studium hervorgehen? Wie wirken Faktoren der Fremd- und der Selbstselektion zusammen, sodass im Ergebnis die Unterrepräsentanz von Frauen in der Wissenschaft insbesondere auf den Spitzenpositionen reduziert wird? Wie wirken sich die strukturellen Bedingungen des wissenschaftlichen Arbeitsmarkts, inklusive der spezifischen Ausformungen des wissenschaftlichen Arbeitens, auf diese Prozesse aus? Wie hängt die schiefe Verteilung von Studentinnen und Studenten auf unterschiedliche Studienfächer und wissenschaftliche Disziplinen mit der Reproduktion der Geschlechterungleichheit zusammen? Wieso sind die Ungleichheitsmuster auch in einer Phase der zunehmenden Inklusion von Frauen in das Wissenschaftssystem (mit wachsenden Frauenanteilen auf allen Ebenen) so dauerhaft?“ (S. 22)

Die Breite an Zielsetzungen und Forschungsfragen, die in der immerhin über einen Zeitraum von fünfeinhalb Jahren geförderten Untersuchung bearbeitet werden sollten, ist beeindruckend. Ausgesprochen schade ist aber, dass all diese Fragen im Schlusskapitel wesentlich auf die Analyse der Unterrepräsentanz von Wissenschaftlerinnen reduziert werden (vgl. S. 308). Schließlich fällt auch auf, dass organisationsstrukturellen und -kulturellen Faktoren innerhalb der im Fall der Graduiertenschulen und Exzellenzcluster neu aufgebauten Exzellenzeinrichtungen augenscheinlich bereits auf der Ebene der Forschungsfragen keine Aufmerksamkeit gewidmet wurde.

Untersuchung der Exzellenzinitiative: Methodische und theoretische Vielfalt

Dies spiegelt sich auch in den methodischen Verfahren und theoretischen Zugängen wider, die für die empirischen Teilprojekte verwendet wurden. Neben quantifizierenden Verfahren etwa zur Erhebung von Mitgliederdaten der beteiligten Exzellenzeinrichtungen und der Netzwerkeinbindungen der Principal Investigators (PI) wurden qualitative Forschungsmethoden eingesetzt, um etwa Gleichstellungsaktivitäten der beteiligten Einrichtungen zu dokumentieren oder einzelne PI über einen längeren Zeitraum wissenschaftlich zu begleiten und so Einblicke in den Alltag der Exzellenzforschung zu ermöglichen. In theoretischer Hinsicht stützte sich das Projekt neben „arbeitsmarkt- und sozialstrukturanalytischen Betrachtungen“ (S. 38) insbesondere auf drei Zugänge, nämlich die Theorie Pierre Bourdieus zum sozialen Feld der Wissenschaft, „ein dazu passendes Bündel an Theorien und Konzepten, die sich mit der Entstehung und der sozialen Funktion von Netzwerken befassen“, und auf nicht näher benannte „soziologische[ ] Organisationstheorien“ (S. 38), die sämtlich der Forschung zugrunde lagen und insgesamt in lediglich einem Absatz des Faktoren Seiten starken Buchs abgehandelt werden.

Während die in der Untersuchung eingesetzten Methoden zumindest in Anhängen kurz erläutert werden, fehlen Erläuterungen zu den verschiedenen Netzwerk- und Organisationstheorien, die zum Einsatz kamen. Auch wenn es sich um eine empirische Studie handelt, wünscht man sich umfänglichere Erläuterungen zu den verwendeten theoretischen Konzepten, die schließlich den Rahmen für die Datenproduktion und -interpretation bieten. Auch wird anhand der Vorstellung des Forschungsdesigns, die durch ein systematisierendes Schaubild hätte unterstützt werden können, deutlich, dass im Projekt weit mehr Daten erhoben wurden, als in den Auswertungen im Buch präsentiert werden. Eine kurze Begründung, woran sich die Auswahl der in sieben Kapiteln zuzüglich Einleitung und Zusammenfassung erfolgenden Ergebnisdarstellungen orientiert und warum so und nicht anders fokussiert wurde, wäre aufschlussreich gewesen.

Verstärkte Einbeziehung von Wissenschaftlerinnen bei ungleichen Bedingungen

Im zweiten Kapitel steht die vermeintlich einfache Frage im Mittelpunkt, ob Frauen in der Exzellenzinitiative unterrepräsentiert sind. Dass die Antwort auf diese Frage diverser methodischer Reflexionen bedarf, wie die Frauen- und Männeranteile in der Exzellenzinitiative quantitativ einzuschätzen sind, wird überzeugend dargelegt. Dabei stützt sich die Untersuchung auf Mitgliederlisten von 27 an der Studie teilnehmenden Einrichtungen (insgesamt 4.228 Personen), die das Forscherinnenteam in drei Status- und Hierarchiegruppen untergliedert: Startpositionen umfassen wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen, die nicht promoviert sind beziehungsweise promovieren, der wissenschaftliche Nachwuchs besteht in der Studie aus Postdocs, Juniorprofessor/-innen und Nachwuchsgruppenleitungen, und die dritte Gruppe bilden die Spitzenpositionen, bestehend aus den Principal Investigators. In einem aufwändigen Verfahren wurden die Geschlechteranteile dieser drei Gruppen mit Vergleichsdaten des deutschen Wissenschaftssystems ins Verhältnis gesetzt, nach Wissenschaftsbereichen differenziert und Mittel- sowie Extremwerte der beteiligten Exzellenzeinrichtungen betrachtet.

Wenig überraschend ist zunächst, dass viele der so erhobenen Durchschnittswerte „mehr oder weniger um die bundesdeutschen Vergleichswerte“ (S. 62) oszillieren, sodass davon ausgegangen werden kann, dass die Exzellenzinitiative „ein mehr oder weniger genaues Abbild der Forschungslandschaft an deutschen Universitäten“ (S. 62) darstellt. Zugleich belegt die Untersuchung aber auch einen „sprunghaft gestiegene[n] Frauenanteil unter den PI, der fast einer Verdopplung in nur fünf Jahren gleichkommt“ (S. 63). Die Autorinnen schlussfolgern, dass „die Frauenanteile in der Exzellenzinitiative eher überdurchschnittlich sind“ (S. 63), und deuten dies als „Zeichen dafür, dass sich auch unter extrem kompetitiven Bedingungen eine sehr schnelle Erhöhung der Beteiligung von Frauen an Spitzenpositionen erzielen lässt“ (S. 63). Der geringer werdende Frauenanteil an den höheren Positionen sei demnach kein Automatismus, vielmehr könne ihm entgegengewirkt werden. Mehr Geschlechtergleichheit kann also organisiert werden.

Der im dritten Kapitel erfolgende ebenfalls quantitative Blick auf die Strukturbedingungen in der Exzellenzinitiative, bezogen auf das Arbeiten, das heißt die Beschäftigungsverhältnisse, und das Leben, das heißt die Partnerschaftsarrangements, belegt zugleich eine leicht geschlechterungleiche Einstellungspraxis bereits auf den Startpositionen, die bei Männern häufiger in eine Vollzeitbeschäftigung mündet als bei Frauen. Frauen erfahren zudem auf Start- und Nachwuchspositionen innerhalb des Wissenschaftssystems weniger deutliche Unterstützung von ihren direkten Vorgesetzten als Männer, wobei in den Ergebnissen leider nicht nach dem Geschlecht der Vorgesetzten differenziert wird. Noch weitaus größere Geschlechterdifferenzen zeigen sich hinsichtlich der Lebensbedingungen: Frauen erfahren hier ab den Startpositionen stärker konfligierende Anforderungen durch Dual-Career-Konstellationen, häufig verbunden mit Fernpendeln. Dabei erweisen sich die ingenieur- und besonders die naturwissenschaftlichen Exzellenzeinrichtungen als besonders stark Geschlechterungleichheit (re)produzierend.

Erfolgreiche Karriereverläufe und Reaktionen auf die Bedingungen an der Spitze

In den Kapiteln vier bis sechs behandeln die Autorinnen verschiedene strukturelle und kulturelle Aspekte der Karriereverläufe am Beispiel von Principal Investigators. Dabei wird im vierten Kapitel anhand von qualitativen Daten gezeigt, dass Führungskompetenzen in der Wissenschaft unabhängig von beziehungsweise unter selbstverständlicher Voraussetzung von fachlicher Leistung zugeschrieben werden und dass umgekehrt Führungskompetenzen bei denen unhinterfragt vorausgesetzt werden, deren fachliche Leistungen bereits in der Scientific Community anerkannt wurden. Weder Männer noch Frauen zeigten dabei ein genuines Interesse an Leitungspositionen. Doch als führungskompetent gelten der Studie zufolge durch die spezifischen Zuschreibungs- und Anerkennungsmuster im wissenschaftlichen Feld eher Männer als Frauen, und jene ziehen aus der zusätzlichen Arbeit augenscheinlich auch eher größere Ehre und zusätzliche Anerkennung. Frauen hingegen verbinden wenig Attraktives mit der Führungsrolle und erlangen darin auch weniger Anerkennung.

Im fünften Kapitel wird die Netzwerkeinbindung von weiblichen und männlichen Principal Investigators ausgewählter Exzellenzcluster und Graduiertenschulen untersucht. Die quantitative Teiluntersuchung belegt überraschenderweise, dass auf der Ebene der Spitzenpositionen keine signifikanten Geschlechterunterschiede hinsichtlich der Eingebundenheit in Netzwerke vorzufinden sind. Damit weichen die Untersuchungsergebnisse von anderen zu dieser Thematik vorliegenden Studien ab. Die Verfasserinnen halten fest: „Scheinbar gelten für diese elitäre Gruppe die bisher erlangten Erkenntnisse zu Netzwerken in der Wissenschaft nicht. Wir können allerdings zeigen, dass Frauen ihre Netzwerkeinbettung auf der Grundlage von nachteiligen Ausgangsbedingungen erreichen, so dass vermutlich vergleichsweise mehr Aufwand betrieben werden musste“ (S. 41), um ähnlich stark wie ihre Kollegen in Netzwerke integriert zu sein. Unter anderem das Erlangen einer Professur und die Zugehörigkeit zu einer Einrichtung verbessern den Daten zufolge die Einbindung von Frauen in Netzwerke. Zugleich sind Netzwerkeinbindungen jedoch auch einflussreich bei der Besetzung von Professuren. Inwiefern Frauen in dieser Statuspassage bezüglich ihrer weniger ausgeprägten Netzwerkeinbindungen wiederum im Nachteil sind, wurde jedoch nicht untersucht.

Basierend auf qualitativen Interviews mit Spitzenforscher/-innen fokussiert das sechste Kapitel die wissenschaftliche Publikationsleistung als zentralen Faktor einer erfolgreichen wissenschaftlichen Karriere. Dabei wird deutlich, dass die Bewertung von Publikationsleistungen ein hochkomplexer und vielschichtiger Prozess ist, der nach Fächergruppen beziehungsweise Disziplinen unterschiedlich verläuft. Die Publikationsleistung erweist sich demnach keineswegs nur als eindeutig mittels bibliometrischer Daten messbar, sondern als kontextabhängiges und einzelfallbezogenes Interpretationsergebnis, in dem auch die privaten Lebensverhältnisse, etwa Elternschaft, der Forschenden eine Rolle spielen können.

In den folgenden beiden Kapiteln geht es schließlich um Reaktionen auf die Bedingungen an der Spitze. Im siebten Kapitel wird anhand von autobiographischen Dokumenten von und qualitativen Interviews mit Nachwuchswissenschaftler/-innen gezeigt, wie unterschiedlich diese ihre Situation wahrnehmen und bewerten. Dabei erweist sich weniger das Geschlecht als ausschlaggebend als verschiedene Haltungen, „die der Funktionsweise des wissenschaftlichen Feldes und der Logik seiner dominanten Praxis näher oder ferner liegen“ (S. 274) und die Bewertung von wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Kontexten beeinflussen. Im achten Kapitel werden schließlich deskriptiv die Ergebnisse zweier Bestandsaufnahmen von Maßnahmen und Ansätzen zur Förderung der Chancengleichheit in den an der Untersuchung beteiligten Exzellenzeinrichtungen gebündelt, wobei sich insgesamt wenig überraschende Befunde ergeben.

Soziologische Aufklärung mit Einschränkungen: Geschlechterungleichheit in der Spitzenforschung

Im Vorwort benennt die Leiterin des zugrunde liegenden Forschungsprojekts Anita Engels das Ziel der in der umfangreichen Untersuchung verfolgten Vorgehensweise als „soziologische[] Aufklärung“ (S. 12) von Wissenschaftler/-innen und wissenschaftlichen Einrichtungen, „die versuchen, im Rahmen ihrer organisationalen Möglichkeiten die Chancengleichheit zu stärken“ (S. 12).

Die Zusammenfassung der Ergebnisse im neunten Kapitel ist diesbezüglich in gewisser Weise ernüchternd: Als Ursachen für die fortbestehende Unterrepräsentanz von Wissenschaftlerinnen in Spitzenpositionen werden „die mangelnde Passfähigkeit zwischen der wissenschaftlichen Arbeitswelt und den privaten Lebensarrangements“ (S. 309) und „die feldspezifische[ ] Praxis der Wissenschaft selbst“ (S. 310) mit ihren erschwerten Zugängen für Frauen als ebenbürtige Spielerinnen, mit schlechteren Voraussetzungen in wissenschaftlichen Arbeitszusammenhängen und nachteiligen privaten Lebensarrangements identifiziert. Die Autorinnen zeigen sich zunächst skeptisch, dass es Wissenschaftlerinnen gelingen könnte, die Regeln des Feldes hinsichtlich chancengleicher Bedingungen zu verändern, argumentieren dann jedoch im Anschluss an Rosabeth M. Kanter (1977), dass „[g]rößere Frauenanteile auf Spitzenpositionen und in Leitungsfunktionen, die eine kritische Masse erreichen, [...] durchaus Feld verändernde Effekte haben“ (S. 313) könnten, und zeigen abschließend verschiedene Implikationen dieser Analyse für Exzellenzeinrichtungen und vergleichbare Forschungsinstitutionen sowie Forschungsfördereinrichtungen, aber auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf.

Gewiss, in ihren Teiluntersuchungen ist die vorliegende Studie durchaus anregend und darüber hinaus auch wissenschafts- und gleichstellungspolitisch wichtig, und selbst in einer größeren wissenschaftlichen Begleitstudie können nicht alle möglichen Perspektiven eingenommen und alle brennenden Probleme hinsichtlich des im Fokus stehenden Gegenstands bearbeitet werden. Gerade vor dem Hintergrund des erreichten Stands der Geschlechterforschung zu Geschlechterungleichheit in der Wissenschaft und in Anbetracht der Exzellenzinitiative, mit der nicht nur Spitzenforschung gefördert, sondern auch mit neuen Organisationsformen von Forschungsexzellenz experimentiert wurde und wird, ist aber dennoch erstaunlich, dass den wissenschaftlichen Organisationen selbst bei der Untersuchung der (Re-)Produktion von Geschlechterungleichheit so wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Damit wurde Erkenntnis- und Aufklärungspotential verschenkt. Zu hoffen bleibt schließlich, dass dieser Untersuchungsfokus stärkere Berücksichtigung in wissenschaftlichen Begleituntersuchungen der Exzellenzstrategie erfahren wird, die auf Beschluss von Bund und Ländern vom 16. Juni 2016 ab 2017 der Exzellenzinitiative folgen wird.

Heike Kahlert

Ruhr-Universität Bochum

Fakultät für Sozialwissenschaft, Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie/Soziale Ungleichheit und Geschlecht

Homepage: http://www.heike-kahlert.de

E-Mail: mail@heike-kahlert.de

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