Editorial zu querelles-net 18 (2006)

Ulla Bock, Anita Runge, Rochus Wolff

Liebe Leser/-innen,

die Popularität von Biografien ist ungebrochen. Bei Durchsicht aktueller Verlagsprogramme wird unschwer ersichtlich, dass Lebensbeschreibungen zumal prominenter Personen aus Gegenwart und Vergangenheit nach wie vor große Auflagenhöhen garantieren.

Wie im Schwerpunktteil dieser Ausgabe ersichtlich, sind Biografien inzwischen aber auch insbesondere in den Literatur- und Geschichtswissenschaften eine wichtige und anerkannte Darstellungsform geworden.

Das wachsende Ansehen der wissenschaftlichen Biografik korrespondiert mit einem seit einigen Jahren zu beobachtenden zunehmenden gattungstheoretischen Interesse am biografischen Genre selbst, bei dem auch Gender-Aspekte eine wichtige Rolle spielen.[1] Auch hierzu finden Sie Rezensionen einschlägiger Neuerscheinungen.

Nach wie vor gibt es relativ wenig Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte zwischen der literatur- und geschichtswissenschaftlichen Biografik und der sozialwissenschaftlichen Biografieforschung. Wie Christian Klein unlängst festgestellt hat, existieren erhebliche Unterschiede schon bei der Auffassung des Begriffs „Biografie“, unter dem die Soziologie „nicht die künstlerische oder wissenschaftliche Darstellung eines Lebens, sondern das Leben selbst“[2] versteht.

Wenn wir in dieser Ausgabe von Querelles-Net Rezensionen aus beiden Bereichen nebeneinander stellen, so nicht, um die terminologischen und methodologischen Unterschiede zu verwischen, sondern in der schon 1988 in der Zeitschrift BIOS geäußerten Hoffnung, dass damit ein für beide Seiten gewinnbringender Austausch zwischen den Disziplinen vorangetrieben werden möge.[3]

Ihre Redaktion Querelles-Net

Anmerkungen

[1]: Vgl. den Band 6 des Jahrbuchs QUERELLES zum Thema „Biographisches Erzählen“. Hg. von Irmela von der Lühe und Anita Runge. Stuttgart, Weimar 2001. [zurück]

[2]: Christian Klein: Lebensbeschreibung als Lebenserschreibung? Vom Nutzen biographischer Ansätze aus der Soziologie für die Literaturwissenschaft. In: Ders. (Hg.): Grundlagen der Biographik. Theorie und Praxis des biographischen Schreibens. Stuttgart, Weimar 2002, S. 1-22; hier S. 71. [zurück]

[3]: Vgl. Editorial in BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung und Oral History, Jg. 1, 1988, H. 1, S. 3 f. [zurück]

Im Forum finden Sie den Text: Anita Runge: Geschlechterdifferenz in der literaturwissenschaftlichen Biographik. Ein Forschungsprogramm. In: Christian Klein (Hg.): Grundlagen der Biographik. Theorie und Praxis des biographischen Schreibens. Stuttgart, Weimar 2002, S. 113-128. Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Verlags J.B. Metzler.

URN urn:nbn:de:0114-qn071017

Die Nutzungs- und Urheberrechte an diesem Text liegen bei der Autorin bzw. dem Autor bzw. den Autor/-innen. Dieser Text steht nicht unter einer Creative-Commons-Lizenz und kann ohne Einwilligung der Rechteinhaber/-innen nicht weitergegeben oder verändert werden.