Vorbemerkung

Ulla Bock, Anita Runge, Marco Tullney

Im nachfolgend veröffentlichten Beitrag analysieren Sabine Hark und Ina Kerner Aspekte der Debatte um den „neuen“ und „alten“ Feminismus. Wir setzen damit die in der letzten Ausgabe mit dem Text „Schuld war nur der Feminismus“ von Rochus Wolff begonnene Diskussion über aktuelle Tendenzen in den medial geführten Geschlechterdebatten fort.

Es war im Sommer 2006, als in der Zeit die Frage gestellt wurde: Brauchen wir einen neuen Feminismus? Warum? Was wäre denn das Neue gegenüber dem „alten“ Feminismus? Ist die Frauenbewegung wirklich ins Stocken geraten, wie die Politikwissenschaftlerin Barbara Holland-Cunz meint?

Diese Diskussion ist verquickt mit einem Backlash-Journalismus, mit dem sich in den letzten Monaten aufmerksame Leserinnen und Leser bundesdeutscher Leitmedien konfrontiert sehen. Es wird vor den vermeintlichen Gefahren einer Politik des Gender Mainstreaming gewarnt, die europaweit auch in die staatlichen Politikfelder Eingang gefunden hat. Gemeint ist die politische Strategie, mit der darauf hingearbeitet werden soll, Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern abzubauen bzw. zu beseitigen.

In diesem Angriff kann durchaus ein Indikator für den Erfolg der feministischen Bewegung gesehen werden (siehe hierzu einen Text des Genderkompetenzzentrums der Berliner Humboldt-Universität, der im Anschluss an eine Veranstaltung am 5.2.2007 zum Thema Gender Mainstreaming – eine Klasse für sich? Die Debatte in den Medien um Gender Mainstreaming zwischen Furcht, Feminismus und neuer F-Klasse geschrieben wurde. )

Allerdings ist es – wie Andrea Geier aufzeigt – trotzdem notwendig, sich gegen die damit verbundene „geschlechterpolitische Rhetorik der Diffamierung“ zur Wehr zu setzen.

Kritisch zu beleuchten wäre der Zusammenhang dieser Debatten mit der Diskussion über die demografische Entwicklung Deutschlands. In nahezu allen industriellen Staaten in Europa liegt die Geburtenziffer unterhalb des Bestandserhaltungsniveaus mit voraussehbaren Folgen für die Sozialversicherungssysteme. Die Ursachen sind höchst vielfältig, aber sind sie auch ein „Kollateralschaden der Frauenbewegung“, wie die Zeit-Redakteurin Susanne Gaschke in ihrem Buch „Die Emanzipationsfalle“ (München 2005) schrieb?

Es wäre zu begrüßen, wenn auch Journalisten und Journalistinnen sich gründlicher mit den vorliegenden Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen zu den Themen Kinder und Familie – Frauen und Männer – Beruf und Karriere auseinandersetzen würden. Der Qualität der Debatte könnte das nur nützen. Zu empfehlen ist die aktuelle Beilage von Das Parlament „Aus Politik und Zeitgeschichte“ vom 12.2.2007.

URN urn:nbn:de:0114-qn081246

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