Editorial zu Querelles-Net 26 (2008)

Ulla Bock, Anita Runge, Marco Tullney

Liebe Leser/-innen,

Die „Zukunft der feministischen Theoriebildung“ wird entscheidend davon abhängen, ob sie ihre Leistungsfähigkeit im Umgang mit sozialer Ungleichheit und komplexen gesellschaftlichen Machstrukturen unter Beweis stellen kann. Ob dazu die Rückeroberung der (eigenen) Geschichte (so Claudia Opitz in dem in dieser Ausgabe rezensierten Band Was kommt nach der Genderforschung?) oder eine dringend notwendige „Komplexitätsmaximierung“ in den Gender Studies (vgl. die Rezension zu dem ebenfalls rezensierten Band Gender als interdependente Kategorie) – oder vielleicht beides? – nötig sein wird, ist Gegenstand aktueller Debatten und wissenschaftlicher Untersuchungen. Dabei spielt vor allem die Frage nach dem Zusammenwirken der Kategorie Geschlecht mit weiteren Ungleichheitsdimensionen (Sexualität, Religion, Ethnie/„Rasse“) eine zentrale Rolle.

Die vorliegende Ausgabe von Querelles-Net enthält im Schwerpunktteil Rezensionen von Büchern, die sich aus aktuell politischer, methodologischer, historischer bzw. komparatistischer Perspektive mit unterschiedlichen Dimensionen von Ungleichheit und den Konstruktionsmechanismen sozialer Differenz auseinandersetzen.

Als wichtiger Ansatz für die Verknüpfung der Kategorie Geschlecht mit anderen Ungleichheitskategorien gilt dabei aktuell das Konzept der Intersektionalität. Im Forum dieser Ausgabe stellt Tove Soiland die Frage, ob dieses Konzept dem „Anspruch, die Verwobenheit und das Zusammenwirken sozialer Ungleichheitslagen analytisch ins Blickfeld zu bekommen“, gerecht werden kann. Auf ihre skeptische Bestandsaufnahme und Kritik des Konzepts antworten in Einzelkommentaren die Soziologin Gudrun-Axeli Knapp, Hannover, die Philosophin und Sozialwissenschaftlerin Katharina Pühl, Berlin, sowie die Politikwissenschaftlerin Dagmar Vinz, Berlin.

Im offenen Teil findet sich – gewissermaßen als „Überhang“ der letzten Querelles-Net-Ausgabe – eine Reihe von Rezensionen rechtswissenschaftlicher und rechtsgeschichtlicher Publikationen; daneben sind, wie immer, sozial- und geschichtswissenschaftliche Neuerscheinungen stark vertreten.

In eigener Sache möchten wir ankündigen, dass dies die letzte Ausgabe von Querelles-Net „in alter Form“ ist. Mit der ersten Ausgabe im Jahr 2009 wird Querelles-Net in einem neuen Redaktionssystem und damit auch einem neuen Layout erscheinen. Die bisherigen Rubriken und Informationsangebote bleiben erhalten, und, wie wir hoffen, auch das rege Interesse unserer Leser/-innen und Rezensent/-innen (die wir nachdrücklich auf unsere Liste zu besprechender Bücher verweisen möchten).

Ihre Redaktion Querelles-Net

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