Fabian Kessl, Melanie Plößer (Hg.):
Differenzierung, Normalisierung, Andersheit.
Soziale Arbeit als Arbeit mit den Anderen.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010.
268 Seiten, ISBN 978-3-531-16371-0, € 19,95
Abstract: Dieses Lehrbuch enthält eine Fülle von aktuellen theoretischen Überlegungen und Beispiele empirischer Forschungen zum Umgang mit Differenz und Andersheit (otherness), einem Kernthema der Sozialen Arbeit, ist doch die Festsetzung von Normalität und Anderssein die historische, fachliche und politische Grundlage der Profession bzw. Disziplin und zudem von aktuellem methodologisch-sozialwissenschaftlichen Interesse. Zwar haben differenztheoretische, dekonstruktive und intersektionale Ansätze binäre Denkstrukturen abgelöst, gleichzeitig greift aber weiterhin die Normalisierungsmacht als Maxime sozialarbeiterischer (Grenz-)Bearbeitung. Dem interaktiven, also sozial produzierten doing difference mit dem Anspruch der Integration stehen die Praktiken der Normalisierung, des labeling approach und der Ausgrenzung gegenüber. Ebenso wie in der Geschlechterforschung besteht auch hier die Gefahr, dass differenzsensible (gendersensible) Haltungen zu einer Reifizierung von Andersheiten (Geschlecht) führen. Diesem Dilemma muss sich – wie in den vorgestellten empirischen Kontexten deutlich wird – Soziale Arbeit in Analyse, Methode und Haltung stellen. In vierzehn Beiträgen werden unterschiedliche differenztheoretische Perspektiven eingenommen und kritisch weiterentwickelt, stets unter Rückbezug auf Kategorien, Konzepte und Programme der Differenzierung, der Andersheit und der Normalisierung sowie der daran anschließenden Betrachtung verschiedener Differenzierungs- und Normalisierungspraxen im Kontext Sozialer Arbeit. Dem Anspruch eines Lehrbuchs folgend, entwickelt in einem Eingangskapitel die Arbeitsgruppe Inter Kultur einen Fragenkatalog als re- und dekonstruierende Lesehilfe.
Die Bandherausgeber/-innen Melanie Plößer und Fabian Kessl verzichten in ihrer Einleitung auf eine theoretische Vereinheitlichung und bemühen sich um eine multiperspektivische Verbindung zwischen den einzelnen Beiträgen. Sie formulieren Anforderungen an eine selbstreflexive Wendung der einzelnen Positionierungen und Deutungen. Einen Schritt weiter geht die Arbeitsgruppe Inter Kultur im Eingangskapitel; sie verweist auf ein grundlegendes Dilemma: In der Offenlegung von Differenz, im Sprechakt selbst, werden Differenzkategorien (re-)produziert, damit entstehen neue Ausschlüsse und Vermeidungen – ein Dilemma, welches alle Differenzkategorien wie Geschlecht, Ethnie, Religion etc. teilen. Die Anregungen der Arbeitsgruppe verstehen sich als Lese- und Lernhilfe und greifen dabei den Maßstab der Differenz auf, um ihn reflexiv an die einzelnen Beiträge anzulegen. Dabei werden sechs Bereiche fokussiert: (1.) die Verhandlung der Differenz zwischen Autor/-in und Leser/-in; (2.) die Konstruiertheit von Differenz im Sprechen und Forschen; (3.) die Differenzkonstruktionen der Texte selbst; (4.) das Problem der Repräsentation; (5.) die Problematik der (De-)thematisierung sowie (6.) die der Normalisierungsmacht. Diese Anfragen an die Einzelbeiträge führen zu einer sozialwissenschaftlich-kritischen Reflexion, damit auch zur Vertiefung des Textverständnisses und zur Erweiterung der Multiperspektivität. Es ist allerdings fraglich, ob dies bei einem ersten Zugang im Prozess des zunächst immanent bleibenden Textverständnisses hilfreich ist – eher werden Theoriekenntnisse bereits vorausgesetzt.
Trotz der Heterogenität des Ansatzes wird in allen Einzelbeiträgen das Doppelgesicht der Differenz als Grundvoraussetzung und zugleich als Katalysator für Interventionen in nahezu allen Feldern der Sozialen Arbeit bearbeitet. Neben älteren binären Differenzmodellen (Inklusion – Exklusion) werden interaktive Ansätze wie differenztheoretische, dekonstruktive und intersektionale Ansätze, die von sozial produzierter Differenz ausgehen, zugrundegelegt. Die Vielfalt der Differenzmodelle bildet zum einen die Grundlage für multiple Sichtweisen, wirft aber zum anderen die Frage der Definitionsmacht auf: Wer verfügt über Normalisierungsmacht und leitet daraus Grundlagen, Reichweite und Handeln der Sozialen Arbeit ab? Wer egalisiert Differenzen, weicht sie auf, vervielfältigt sie und nimmt ihnen dadurch macht- und ungleichheitskritischen Anspruch?
Auf diese Weise gelingt es den beiden Herausgeber/-innen, vereinfachende Polarisierungen zu vermeiden, und zwar insbesondere durch den Hinweis auf drei Gefahren: Erstens drohe eine Vernachlässigung der systematischen Reflexion gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsstrukturen und damit die unreflektierte Gestaltung professioneller Tätigkeiten. Zweitens bestehe die Gefahr einer Diffusion der politischen Legitimität von sozialpädagogischen Angeboten, indem z. B. die Erfahrungen von Diskriminierung oder Gewalt ausgeblendet und im Zuge der Normalisierung von Differenz – siehe manche Praktiken der allgemeinen Mainstreaming Prozesse – ignoriert werden. Drittens müsse gewarnt werden vor der Verknüpfung der Differenz-Anerkennung mit subjektiver Lebensgestaltungsverantwortung, wie z. B. in der Vorstellung der Realisierungsmöglichkeit eines differenten Lebensentwurfs in Abhängigkeit von der Konsumkraft des Einzelnen.
Das Lehrbuch unterteilt die differenztheoretischen Forschungsbeiträge in vier Thematisierungen: Im ersten Teil bearbeiten Martina Richter, Melanie Groß und Doron Kiesel Differenzpraktiken in drei unterschiedlichen Feldern Sozialer Arbeit: Martina Richter analysiert Praktiken der Normalisierung und Differenzierung in ganztägigen Bildungssettings, Melanie Groß die mediale Konstruktion von ‚Jugend‘ auf Grundlage der Differenz von Geschlecht und Nation. – Doron Kiesel untersucht die Migrations- und Integrationspädagogik für jüdische Gemeinden in Deutschland mit einem hohen Anteil von jüdischen Einwanderern aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion.
In den Beiträgen von Christian Schütte-Bäumner, Thomas Eppenstein, Paul Mecheril und Claus Melter wird im zweiten Teil der Frage nachgegangen, inwieweit professionelles sozialpädagogisches Handeln immer auch selbst als Differenzierungs- und Normalisierungspraxis verstanden werden sollte. Mit dem Thema der queer professionals als Beispiel reflexiven, anerkennungstheoretischen Umgangs mit Identitäten setzt sich Christian Schütte-Bäumer am Beispiel der AIDS-Hilfen auseinander. – Thomas Eppenstein bearbeitet das Thema: „Professionelles Soziales Handeln am Beispiel des kulturell Anderen“ und greift dabei intersektionale Ansätze auf, um Verschiedenheiten in Bezug auf die Gleichzeitigkeit ihrer Wirkungen zu untersuchen. – Paul Mecheril und Claus Melter entwerfen in ihrem Beitrag: „Differenz und Soziale Arbeit“ mittels historischer Schlaglichter und systematischer Zusammenhänge einen Rückblick auf die Beteiligung der Sozialen Arbeit an der Arbeitserziehung der Weimarer Republik, der Rolle der Sozialen Arbeit im Nationalsozialismus und die Beteiligung Sozialer Arbeit an der Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Heimen der fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Unterscheidungen als Diskriminierungen weisen hier der Sozialen Arbeit die Aufgabe der Selektion zu.
Im dritten Teil des Bandes geht es in den Beiträgen von Michaela Ralser, Fabian Kessl und Susanne Maurer sowie Markus Dederich um die Problematik der inhaltlichen Füllung, der Reichweite und Bewertung des Verhältnisses von Andersheit und Normalisierung. Michaela Ralser untersucht am Beispiel einer Fallstudie zur Universitätsklinik Innsbruck den historischen Wandel der sozialen Frage. Mit der Etablierung eines medico-pädagogischen Felds aus den Bereichen Medizin, Psychiatrie, Erziehung und Fürsorge entstehen neue Verhaltens- und Deutungsmuster. Diese seien – bis hin zu heutigen Diskursen über die Biologisierung des Sozialen – stets ein Ergebnis der Aushandlungsprozesse zwischen den einzelnen Disziplinen über Grenzen und Ausmaß der Normalität. – Fabian Kessl und Susanne Maurer reflektieren die grenzanalytische Perspektive der Sozialen Arbeit als Position einer „Grenzbearbeiterin“(S. 154). Ausgehend von Beiträgen der Forschungsgruppe Transit Migration werden Beispiele der Erweiterung bisheriger Grenzen reflektiert. So produziere nicht die Grenze als territoriale oder institutionelle Markierung allein die Ausschließung, sondern auch institutionelle wie alltägliche Praktiken. – Markus Dederich widmet sich einem zentralen Feld der Diskussion um Norm und Differenz: der Behinderung. Er zeigt am Beispiel der Disability Studies auf, dass zwar dem Anspruch nach ‚Behinderung‘ als eine soziale und kulturelle Konstruktion betrachtet wird. Durch Diskurse, Normierungs- und Normalisierungsprozesse bestehe aber die Gefahr, durch einen Akt der Unterscheidung zur weiteren Diskriminierung beizutragen. Hier sei als ein Projekt der Moderne ein emanzipatorischer Bildungsauftrag gefordert.
Folgerichtig schließen sich in der Systematik der Gliederung des Sammelbands im vierten Teil Überlegungen zur alternativen Bestimmung und (Neu-)Orientierung Sozialer Arbeit an. So zeigen Cathrin Heite und Fabian Lamp anerkennungs- bzw. gerechtigkeitstheoretische Aspekte der Konzipierung Sozialer Arbeit im Umgang mit Andersheit auf. Catrin Heite geht in ihrer Forderung zur professionellen Konstruktion des Anderen von gesellschaftlichen Ordnungsformaten aus, aufgrund derer Macht- und Herrschaftsverhältnisse – sie erwähnt hier explizit die geschlechterhierarchische Arbeitsteilung – aufrechterhalten werden. Sie fordert eine ungleichheits- und struktursensible Soziale Arbeit, die machtvolle Zuschreibungspraxen durchschaut und das Statusmodell der Anerkennung sowie das Konzept partizipatorischer Parität als Modelle von nicht-identitären, nicht-festschreibenden Umgehensweisen mit Differenz umsetzt. – Fabian Lamp erwartet im Sinne einer Gerechtigkeitsperspektive von der Sozialen Arbeit die Schaffung von Zugangsgerechtigkeit und erläutert eine Differenzsensibilität als wertvolle Ergänzung in der Fallbetrachtung der Sozialen Arbeit. – Melanie Plößer vertieft die Problematik der Konstruiertheit von Differenz in der Sozialen Arbeit durch den Nachweis der performativen Erzeugung von Differenzen am Beispiel der Praxis eines Jugendzentrums. Hieran schließt sich ihr ergänzendes Plädoyer nach einem dekonstruktiven Umgang mit Differenzen im Sinne eines kritischen Wi(e)derlesens von Diskursen und Praxen und damit Sichtbarmachens von Normen und Ausgrenzungen an. In diesem Beitrag wird explizit auf das Einziehen der Kategorie Geschlecht Bezug genommen und eine dekonstruktive Lektüre gefordert.
Die Frage der pädagogischen Haltung reflektieren im vierten Teil des Bandes Susann Fegter, Karen Geipel und Janina Horstbrink; sie entwerfen das Konzept einer ethisch motivierten sozialpädagogischen Praxis. Dekonstruktion könne in der Praxis Sozialer Arbeit nur in einer Ethik der Alterität verortet werden. Das Besondere an diesem Beitrag ist, dass er den suchenden Prozess der Arbeitsgruppe widerspiegelt und somit für Studierende beispielhaft ein Arbeitsmodell vorstellt. – Mit dem Beitrag von Maria do Mar Castro Varela: „Un-Sinn: Postkoloniale Theorie und Diversity“ schließt der Band. Castro Varela betrachtet kritisch Diversity-Modelle sowie Konzepte des othering und entwirft auf Basis der machttheoretischen Perspektive der Postcolonial Studies ein politisch-utopisches Diversity-Modell.
Der vorliegende Sammelband bietet also eine breite Fülle von theoretischen, methodischen und empirischen Beispielen sowie einen weitreichenden Überblick über die Bandbreite differenztheoretischer Perspektiven. Damit ist dieser Band ein essentieller Beitrag zu aktuellen Mainstream-Diskursen.
Nun unterliegen Sammelbände stets der Gefahr, eine nicht hinreichende Begründung zur Auswahl der Beiträge zu liefern. Und auch in diesem Fall ist die Frage zulässig, warum gerade diese und nicht andere Themenfelder bzw. Texte veröffentlicht wurden. Es erscheint post festum konstruiert, wenn die Herausgeber/-innen den Zusammenhang so herstellen: „Die allen Beiträgen gemeinsame Bewegung ist die Inblicknahme von Kategorien, Konzepten und Programmen der Differenzierung, der Andersheit und der Normalisierung und der Fokus auf die verschiedenen Differenzierungs- und Normalisierungspraxen im Kontext Sozialer Arbeit. Dadurch gelingt es allen Beiträgen sowohl auf Merkmale, Dilemmata und Verstrickungen als auch auf grundlegende wie allgemeine Fragen Sozialer Arbeit zu verweisen.“ (S. 14) Möglicherweise hätte ein kritischer Überblicksartikel, ein Kommentar oder ein reiner Theoriebeitrag einen Bezug zwischen den ausgewählten Einzelbeiträgen herstellen können. Auch der Hinweis auf den spezifischen Ertrag interdisziplinärer Zugänge würde Verknüpfungen deutlicher machen.
Durch diese Aneinanderreihung diverser Zugänge werden die einzelnen Differenzkategorien als lineare Unterschiede vermittelt, nicht als hierarchisierte bzw. unterschiedlich bewertete Kategorien. Die Frage nach dem Diktum: „All different – all equal – wir sind alle unterschiedlich gleich“ ist ebenso berechtigt wie die Infragestellung der Gleichrangigkeit von Differenzen. Liegen Andersheit und Differenz auf einer Ebene? Ist die Gewichtung der Differenz von Arm und Reich, von männlich und weiblich, von ehemaligen sowjetischen Juden und bundesdeutschen Juden, von Migrant und Deutscher gleichzusetzen? Welche Reichweite eröffnet hierbei die Intersektionalitätsanalyse? Ist die Produktion von Normalität und Differenz als Ergebnis von Machtanalyse auf der gleichen Bewertungsebene zu sehen wie das Mitwirken der Sozialen Arbeit beim Selektieren des Nicht-Normalen im Nationalsozialismus? Fragestellungen, die zum Teil durch die vorangestellte Lesehilfe, die Differenz thematisiert und (de-)konstruiert, angeregt werden, aber auf ihre Weiterentwicklung warten.
Dieses Lehrbuch ist nur bedingt als Beitrag zur Geschlechterforschung anzusehen. Geschlecht – Gender wird als eine neben vielen anderen Dimensionen der Differenz behandelt – und dies auch nur in einigen Beiträgen. Geschlechterarrangements und Geschlechterordnungen sind Kategorien, die alle anderen Dimensionen von Differenz begleiten. Deren Begrenzungen, Entgrenzungen und Brüche in analytischen Zusammenhang mit anderen Dimensionen der Differenz zu stellen, dient dem Erkenntniszugewinn. Denn es gilt festzuhalten, dass nicht allein Lebenslagen anders sind, sondern auch Geschlecht selbst Objekt entgrenzter Inszenierungen ist. Somit laufen Normbrüche innerhalb gesetzter Geschlechtergrenzen – gleichzeitig aber ist Geschlecht von historisch wandelbaren Faktoren durchzogen. Gerade das Thema der Variabilität von Geschlechtergrenzen, der Entgrenzung als Chance zur Veränderung der Geschlechterarrangements könnte als eine der Grundlagen des Auftrags der Sozialen Arbeit thematisiert werden. Zudem hätte eine Akzentuierung einer Differenzkategorie exemplarischen Charakter haben können, wenn am Beispiel von Geschlecht die normativen Modelle der Konstruktion sowie deren Perpetuierung analysiert worden wären.
Einige Beiträge nehmen den in den Eingangsfragen aufgeworfenen Aspekt der Produktion neuer Formen, Festlegungen und Entgrenzungen durch performative Akte, aber auch durch soziale und symbolische Ausschlüsse auf. Diese dilemmatischen Effekte der (Re-)Produktion durch Thematisierung von Differenzen als Problematisierung gesellschaftlicher und institutioneller Verhältnisse werden in der Frauen- und Geschlechterforschung spätestens seit dem 1992 erschienenen Beitrag von Regine Gildemeister und Angelika Wetterer: „Wie Geschlechter gemacht werden. Die soziale Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit und ihre Reifizierung in der Frauenforschung“ (in: Knapp, Gudrun-Axeli/Wetterer, Angelika [Hg.]: TraditionenBrüche. Entwicklungen der feministischen Theorie. Freiburg 1992, S. 201–254) diskutiert. Dieser Einfluss der Frauen- und Geschlechterforschung auf die Differenzdiskurse der 1990er Jahre und dessen Niederschlag in dekonstruktiven Ansätzen wird in keinem Artikel erwähnt.
Auf den ersten Blick erscheint dieser Band als ein ‚normaler‘ Sammelband – die Differenz zu einem Lehrbuch zeigt sich erst in einem zweiten Einleitungskapitel mit der Überschrift: „Vorab – Ein Lesehinweis“. Dieser Fragenkatalog hat keinen prüfenden, das Wissen festigenden oder gedanklich hinführenden Charakter. Vielmehr sollen mit seiner Hilfe die vorliegenden Texte re- und dekonstruktiv bearbeitet werden. Die einzelnen Fragen wollen „nicht einen bestimmten Stil, Differenz zu thematisieren, als den richtigen markieren. Ihr Ziel liegt vielmehr darin, der Forderung Ausdruck zu verleihen, das Kritische stets noch einmal kritisch zu lesen“ (S. 22). Somit regt er zur weiteren Reflexion an und fordert Leserinnen und Leser auf, weiterführende Fragen zu generieren. Eine Lesehilfe im Sinne eines roten Fadens bieten die Einzelfragen nicht.
Als eine konstruktive Hilfe zum immanenten Textverständnis erweisen sich dagegen sowohl die einzelnen Abstracts als auch die durch Einrahmungen kenntlich gemachten pointierten Zusammenfassungen, die in jedem Beitrag aufzufinden sind. Sie dienen der Übersichtlichkeit, Orientierung und der Wissensfestigung. Dieses ist umso mehr nötig, als die Einzelbeiträge keine Steigerungen im Sinne eines aufbauenden Lernprozesses bieten, sondern alle Texte bereits Grundkenntnisse und Eigenleistung in hohem Maße voraussetzen.
Dieses Lehrbuch ist kein Material für Einsteiger/-innen, sondern eher für Lernende und Studierende höherer Semester geeignet. Es bietet keinen Erstzugang zum empirischen sozialarbeiterischen Feld oder schafft die Grundlage theoretischen Wissens, sondern regt in kritischer Auseinandersetzung (meta-)reflexive Prozesse an. Dabei gelingt in diesem Sammelband durch die breite Repräsentation von klassischen und noch wenig bekannten Feldern Sozialer Arbeit als Nebeneffekt: das Neugierigmachen auf Mehr.
URN urn:nbn:de:0114-qn121179
Prof. Dr. Sabine Brombach
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
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E-Mail: s.brombach@ostfalia.de
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